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Noctis Labyrinthus Mosaik - Die Wahrheit liegt im Detail

Dieses Mosaik, erstellt aus 8 Einzelaufnahmen der High Resolution Stereo Camera (HRSC) zeiget, einen detailreichen Einblick in die Noctis Labyrinthus Region auf dem Mars. Die HRSC wurde am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) entwickelt und wird von dort betrieben.


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Noctis Labyrinthus Mosaic

Noctis Labyrinthus

Die Region Noctis Labyrinthus (lateinisch für „Labyrinth der Nacht") befindet sich zwischen dem westlichen Rand der Valles Marineris und dem Tharsis-Hochland. Das Labyrinth hat eine Ausdehnung von 1.190 Kilometern, ist also fast so groß wie Deutschland. Charakteristisch für dieses Gebiet ist ein System von tiefen und steilwandigen Tälern, die durch Verschiebungen der Marskruste entstanden sind. Viele von ihnen weisen das Erscheinungsbild eines tektonischen Grabens auf: Durch Dehnung hat sich ein Teil der Kruste zwischen zwei stehengebliebenen Blöcken auf beiden Seiten abgesenkt. Im Bild gut zu erkennen sind Schluchten, die sich gegenseitig kreuzen, und Täler von bis zu 30 Kilometer Breite und bis zu sechs Kilometer Tiefe. Auf der Erde gibt es nichts Vergleichbares.

Ursächlich für die Gestaltung dieser Landschaft war der intensive Vulkanismus im Westen der Tharsis-Region, der mit einer Aufwölbung großflächiger Gebiete verbunden war. Dies führte zu tektonischen Spannungen. Deren Folge war die Dehnung und Ausdünnung der Kruste und die Bildung der Gräben. Große Plateaus, die das ursprüngliche Oberflächenniveau darstellen, dominieren die Region – eine einzigartige Landschaft in unserem Sonnensystem.

Das vorgestellte Bildmosaik besteht aus acht HRSC-Einzelbildern mit einer Auflösung von 12,5 Metern pro Pixel. Zusätzlich ist ein GIS-fähiges digitales Geländemodell Teil dieser Bildfolge. GIS steht für „Geographische Informationssysteme“, mit denen digitale räumliche Landschaftsdaten erfasst, bearbeitet und analysiert werden können. Das Anaglyphenbild – ein visuell dreidimensional erscheinendes Bild in Grauwerten – wurde hier nicht wie üblich aus den Stereokanälen der HRSC erzeugt. Stattdessen wurden das digitale Geländemodell und das Nadir-Mosaik, die senkrechte Draufsicht auf das Gebiet, verwendet, um „virtuell" ein Anaglyphenbild zu erzeugen. Das beschriftete Bild zeigt die Standorte interessanter geologischer Merkmale. Es enthält viele markante Details, die sich den Betrachtenden bei einem tiefen Zoom in das Bild erschließen.

Das vorgestellte Mosaik zeigt die vielfältigen Details und ihren geologischen Kontext im östlichen Teil der Region Noctis Labyrinthus. Das beschriftete Bild zeigt die Standorte interessanter geologischer Merkmale. Das Mosaik ist sehr groß und enthält viele Details, die man nur sehen kann, wenn man tief in das Bild hineinzoomt. An vielen Stellen sind gewaltige Erdrutsche zu erkennen, die die steilen Talhänge und die Talsohlen bedecken.

Spektrale Untersuchungen ergaben Schichten von hydratisierten Sulfaten und Tonmineralen an den steilen Hängen. Diese Minerale deuten auf ein wässriges Milieu in der Vergangenheit hin. Es ist sehr wahrscheinlich, dass diese Felsen verwittert sind, als in Noctis Labyrinthus Wasser vorhanden war. Schmale, lineare Kanäle weisen ebenfalls auf das ehemalige Vorhandensein von Wasser in dem Gebiet hin. Die chaotisch zerbrochenen Gebiete könnten durch abschmelzendes Bodeneis und das Einbrechen der darüberliegenden Oberfläche entstanden sein.

Andernorts lassen sich an den Talhängen lange, weit verzweigte lineare Strukturen beobachten. Dabei handelt es sich um Sand- und Staubablagerungen, die vom Wind zu ausgedehnten Rippelfeldern geformt wurden, deren Kämme durch Abstände von 150 und 400 Meter voneinander getrennt sind. Diese Sandkämme sind senkrecht zur Windrichtung ausgerichtet und oft auf großen Sand- oder Dünenflächen entstanden. Die fast senkrechte Ausrichtung der Rippel an zahlreichen Hängen deutet darauf hin, dass der Sand parallel zum Hang transportiert wurde, während in den Talsohlen oder an flacheren Hängen der Wind das feinkörnige Material aus verschiedenen Richtungen entlang der Täler und auch bergauf transportierte.

High Resolution Stereo Camera (HRSC)

Das Mosaik setzt sich aus 8 HRSC-Bildern zusammen (Orbits: 0442, 1085, 1944, 1977, 1988, 10497, 14632, 16684). Die Bodenauflösung beträgt etwa 12,5 Meter pro Pixel. Die Bildmitte liegt bei etwa  265° östlicher Länge und 7° südlicher Breite.
Ost und 7° Süd zentriert. Die Farbaufsicht wurde aus dem senkrecht auf die Marsoberfläche gerichteten Nadirkanal und den Farbkanälen der HRSC erstellt, die perspektivische Schrägansicht wurde aus den Geländemodell-Daten, den Nadir- und Farbkanälen der HRSC berechnet. Das Anaglyphenbild, das einen dreidimensionalen Eindruck der Landschaft vermittelt, wenn es mit Rot/Blau- oder Rot/Grün-Brille betrachtet wird, wurde aus den Informationen des digitalen Geländemodells (DTM) des Mosaiks abgeleitet. Die in Regenbogenfarben kodierte Aufsicht beruht auf einem digitalen Geländemodell (DTM) der Region, von dem sich die Topographie der Landschaft ableiten lässt. Der Referenzkörper für das HRSC-DTM ist eine Äquipotentialfläche des Mars (Areoid)

Die HRSC-Kamera wurde am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) entwickelt und wird von dort betrieben. Die systematische Prozessierung der Kameradaten erfolgte am DLR-Institut für Planetenforschung in Berlin-Adlershof. Mitarbeiter der Fachrichtung Planetologie und Fernerkundung der Freien Universität Berlin erstellten daraus die hier gezeigten Bildprodukte.

Um bereits veröffentlichte Rohbilder und DTMs der Region im GIS-kompatiblen Format herunterzuladen, benutzen Sie bitte diesen Link zu unserem Mapserver.

Die GIS-fertigen Datensätze des Mosaiks können über diesen Link heruntergeladen werden:

http://dx.doi.org/10.17169/refubium-41764

Images: ESA/DLR/FU Berlin, CC BY-SA 3.0 IGO

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Die High Resolution Stereo Camera wurde am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) entwickelt und in Kooperation mit industriellen Partnern gebaut (EADS Astrium, Lewicki Microelectronic GmbH und Jena-Optronik GmbH). Das Wissenschaftsteam unter Leitung des Principal Investigators (PI) Dr. Daniela Tirsch besteht aus 52 Co-Investigatoren, die aus 34 Institutionen und 11 Nationen stammen. Die Kamera wird vom DLR-Institut für Planetenforschung in Berlin-Adlershof betrieben.