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Mawrth Vallis

Erneut hat Mars Express die Region Mawrth Vallis überflogen, eine der markantesten und faszinierendsten Regionen des Roten Planeten. Das Bild wurde 130 km westlich der Mündung des Mawrth Vallis-Kanals aufgenommen. Die mehrfache fotografische Abdeckung ermöglicht es, Veränderungen auf der Marsoberfläche zu beobachten. Oft verursachen Wolken oder Staub in der Atmosphäre Schwankungen in der Bildqualität, besonders in dieser Region an der Hochland-Tiefland-Grenze (Dichotomie-Grenze). Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Gewinnung zusätzlicher Oberflächendatenpunkte für die Erstellung und Verbesserung von Geländemodellen und Bildmosaiken. Ein großes Mosaik der Region wurde 2016 erstellt, ebenso wie eine Animation der Region.

Die Region gilt als einer der vielversprechendsten Orte für die Suche nach vergangenem und gegenwärtigem Leben auf dem Roten Planeten. In und um den Ausflusskanal Mawrth Vallis finden sich hell- und dunkel gefärbte Ablagerungen. Die hellen Materialien sind die am weitesten verbreiteten Aufschlüsse von Schichtsilikaten auf dem Mars und bilden an manchen Stellen eine bis zu 200 m dicke Ablagerung. Über den Tonen liegt eine dunkle Decksteineinheit, die vermutlich vulkanischen Ursprungs ist. Untersuchungen mit dem Spektrometer OMEGA (Observatoire pour la Minéralogie, l'Eau, les Glaces et l'Activité) ebenfalls an Bord von Mars Express führten zu einem besseren Verständnis der eisen-/magnesium- und aluminiumreichen Tonminerale. Darüber hinaus wurden sulfathaltige Ablagerungen auf dem Kanalboden von Mawrth Vallis identifiziert. Neben der Mineralogie bietet die großflächig zu beobachtende Schichtung der hellen Gesteine eine besondere Möglichkeit, Ablagerungsumgebungen und auch die Klimageschichte des Mars zu untersuchen. Die Schichtsilikate auf dem Mars könnten auf eine Oberflächenveränderung durch wässrige Aktivität hindeuten und einen Hinweis auf eine bewohnbare Umgebung in der Vergangenheit geben. Einst floss flüssiges Wasser durch Mawrth Vallis und existierte auf der Oberfläche vermutlich bis vor 3,6 Milliarden Jahren. Möglicherweise haben sich sogar Spuren von Mikroben in den Felsen erhalten, die durch das darüber liegende Deckgestein vor Strahlung und Erosion geschützt waren. Astrobiologen haben großes Interesse an dieser Region des Mars.

Der 25 km breite Einschlagskrater auf der linken (südlichen) Seite des Bildes weist eine zentrale Grube auf, dessen Nordwand teilweise eingestürzt ist. Zentralgrubenkrater sind Einschlagskrater, die häufig auf eisreichen Planeten und Monden beobachtet werden. Die erhöhten Ränder um die zentrale Grube deuten stark auf eine explosive Aushöhlung durch Dampfexplosion hin. Weiter rechts (im Norden) finden sich große Flächen mit hellen, lehmhaltigen Materialien. Bei näherer Betrachtung sind sie auch innerhalb der Kraterwände zu finden, z. B. in dem kleineren Krater im unteren Teil des Bildes. Das dunkle, vulkanische Deckgestein ist ebenfalls stellenweise vorhanden und oft stark erodiert. Weiter nördlich fällt das Gelände steil in das "Tiefland" Cryse Planitia ab. Zwei miteinander verbundene alte und erodierte Einschlagskrater sind in der Ebene noch zu erkennen. Der größere misst etwa 75 km, der kleinere am oberen Bildrand etwa 35 km im Durchmesser. Weiter nördlich ist ein Feld mit zahlreichen Tafelbergen zu erkennen, wobei die größeren Tafelberge bis zu 3 km messen und Überreste des ehemaligen, jetzt erodierten "Hochland"-Materials zu sein scheinen. In der oberen rechten Ecke des Bildes ist schließlich ein Teil einer fluidisierten Auswurfdecke zu erkennen. Diese sind das Ergebnis eines Einschlags in eine Oberfläche, die Wasser oder Eis enthält. Nach dem vorherrschenden Modell wurde das Wasser beim Einschlag zusammen mit Tonnen von Gestein und Schutt freigesetzt.