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Rundflug über die Region Xanthe Terra – Special PR #1 2025

Dieser Film wurde mit den Daten der Mars Express High-Resolution Stereo Camera (HRSC) Mars Chart (HMC30) erstellt, einem Bildmosaik, das aus Einzelaufnahmen der HRSC-Kamera prozessiert wurde. Das Mosaikbild wird mit Topographieinformationen aus dem digitalen Geländemodell (DTM) kombiniert, um eine dreidimensionale Landschaft zu erzeugen. 

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Credit: ESA/DLR/FU Berlin & NASA/JPL-Caltech/MSSS (CC BY-SA 3.0 IGO) » Copyright Notice

Bildverarbeitung

Der Mittelpunkt des Bildmosaiks liegt bei 5° nördlicher Breite und 320° östlicher Länge. Für jede Sekunde des Films wurden 50 Einzelbilder gerendert, die einem vordefinierten Kamerapfad folgen. Für die Animation wurde eine dreifache vertikale Überhöhung verwendet. Atmosphärische Effekte, wie Dunst und Nebel, wurden hinzugefügt, um die Grenzen des Geländemodells zu verschleiern. Der Dunst beginnt sich in einer Entfernung von 250 Kilometern aufzubauen. Die HRSC-Kamera auf Mars Express wird vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) betrieben. Die systematische Verarbeitung der Kameradaten erfolgt am DLR-Institut für Weltraumforschung in Berlin-Adlershof. Die Arbeitsgruppe Planetenwissenschaft und Fernerkundung der Freien Universität Berlin nutzte die Daten zur Erstellung des hier gezeigten Films.

Auf den Spuren vergangener Wasserströme

Übersicht des Oxia-Palus-Quadranten (MC-11) mit markanten geologischen Strukturen und dem Flugpfad in Rot dargestellt.

Übersicht des Oxia-Palus-Quadranten (MC-11) mit markanten geologischen Strukturen und dem Flugpfad in Rot dargestellt.

Dieser Film nimmt die Zuschauer mit auf eine Reise entlang der Hochländer der Region Xanthe Terra, gelegen im Oxia Palus-Quadranten (MC-11), und führt Richtung Norden zu den Tiefebenen von Chryse Planitia. Während des Flugs überquert der Zuschauer die sogenannte Mars-Dichotomie – eine Übergangsregion, in der die stark verkraterten Hochländer allmählich in die flachen Tiefebenen übergehen. Der südliche Rand der Chryse-Planitia-Senke ist geprägt von den Mündungen der größten Ausflusstäler des Mars. Einer dieser Ausflusstäler ist Ares Vallis – der im Fokus unseres vorherigen Films Rundflug über das gewaltige Ausflusstal Ares Vallis stand. Der Rundflug über Xanthe Terra folgt nun dem westlichsten Ausflusstal Shalbatana Vallis

Ausflusstäler sind breite, tief eingeschnittene Talstrukturen, die in der geologischen Vergangenheit des Mars höchstwahrscheinlich durch katastrophale Flutereignisse mit enormen Wassermengen entstanden sind. Ausgelöst wurden diese – teils episodisch auftretenden – Ereignisse möglicherweise durch das plötzliche Auftauen großer Eisvorkommen im Untergrund infolge verstärkter vulkanischer Aktivität in der Umgebung. Insofern unterscheiden sie sich von gewöhnlichen Flusstälern, die durch den kontinuierlichen Abfluss von Wasser in die Landschaft erodiert wurden, meist mehr Windungen haben und weniger geradlinig verlaufen.

In Richtung Norden beginnt die Reise mit dem Flug über das Shalbatana Vallis. Große Wassermassen erodierten einst dieses tiefe Tal in die Marsoberfläche. Bevor es das Tiefland von Chryse Planitia erreicht, windet es sich über mehr als 1.300 Kilometer durch das Hochland. Dies ist ein klein wenig mehr als der Länge des Rheins von seinem Ursprung in der Schweiz bis zu seiner Mündung in die Nordsee. Man geht davon aus, dass Shalbatana Vallis zwischen dem mittleren und späten Hesperium entstand, also vor etwa 3,5 Milliarden Jahren. Während der Flug dem Tal nach Norden folgt, säumen zahlreiche Einschlagskrater unterschiedlicher Größe die Flugroute – ein charakteristisches Merkmal der alten noachischen Landschaften, die einige Zeit früher, nämlich vor circa vier Milliarden Jahren, entstanden sind.

Danach geht die „Flugreise“ zurück in Richtung Süden. Eine Region, die als Hydraotes Chaos bekannt ist, rückt nun in den Blick – ein Labyrinth aus unregelmäßigen, über tausend Meter hohen Tafelbergen und Hügeln getrennt von tief eingeschnittenen Tälern. Diese verleihen der Region ihr charakteristisches „chaotisches“ Aussehen, das auch im Fachbegriff „chaotisches Terrain“ seinen Ausdruck findet. Solches Terrain findet sich häufig in der Nähe der Dichotomiegrenze des Mars und ist besonders häufig in den Quellregionen großer, alter Ausflusstäler zu finden. Hydraotes Chaos war übrigens auch das Gebiet der ersten Bildveröffentlichung des Mars Express-Kameraexperiments HRSC und 2014 erneut – diesmal für ein spektakuläres Video.

Der Flug endet mit einem Blick auf den etwa 100 Kilometer großen Einschlagskrater Da Vinci. Sein Boden ist relativ eben und mit Gesteinsmaterial verfüllt, wird aber von einem kleineren, jüngeren Einschlagskrater mit einer markanten Decke aus vulkanischem Auswurfmaterial überlagert. Dessen lobenförmige Struktur deutet darauf hin, dass auch hier zum Zeitpunkt des Einschlages Wasser oder Eis im Marsuntergrund vorhanden war.

High Resolution Stereo Camera

Die High Resolution Stereo Camera wurde am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) entwickelt und in Kooperation mit industriellen Partnern gebaut (EADS Astrium, Lewicki Microelectronic GmbH und Jena-Optronik GmbH). Das Wissenschaftsteam unter Leitung des Principal Investigators (PI) Dr. Daniela Tirsch besteht aus 52 Co-Investigatoren, die aus 34 Institutionen und 11 Nationen stammen. Die Kamera wird vom DLR-Institut für Weltraumforschung in Berlin-Adlershof betrieben.

HRSC Daten

Die HMC30-Produkte umfassen Multi-Orbit-DTMs und orthorektifizierte Bildmosaike, die aus HRSC-Bildern erstellt wurden, sowie pan-sharpened Farb-Mosaike. Die HMC30-Datenprodukte sind nach einer angepassten Version des USGS-MC-30-Kachelschemas organisiert. Alle HMC30-Produkte basieren auf einer Bündelblockausgleichung der Stereoaufnahmen und sind auf das globale MOLA-Referenzsystem registriert. Diese Animation wurde mit Daten aus dem MC-11W-Quadranten erstellt. Um die HMC30-Produkte zu erkunden, besuchen Sie den Mapserver über den rechten Button.

HRSC Orbit Location Extractor