Bilddaten, die von der hochauflösenden Stereokamera (HRSC) an Bord der ESA-Mission Mars Express aufgenommen wurden, zeigen einen besonderen Krater auf der Marsoberfläche, der den Namen "Schmetterlingskrater" trägt Die HRSC ist ein Kameraexperiment, das vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) entwickelt wurde und betrieben wird.
Bildquelle: MOLA Science Team/FU Berlin
Bildquelle: ESA/DLR/FU Berlin
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Das HRSC-Bild zeigt eine Region auf der Nordhalbkugel entlang der marsianischen Dichotomiegrenze, die die alten Hochländer von Tempe Terra von den nördlichen Tiefebenen der Chryse Region und der Acidalia Region trennt (siehe Kontextkarte). Nur wenige Kilometer südwestlich mündet der Kasei Valles-Ausflusskanal, eines der größten Ausflusstäler des Mars, das in der Vergangenheit des Planeten durch katastrophale Überschwemmungen geformt wurde (siehe Kontextkarte). Die Dichotomiegrenze ist hier durch einen steilen Hang markiert, der als Nilokeras Scopulus bekannt ist – aus dem Lateinischen für Steilhang oder Klippe – und der sich etwa zwei Kilometer über das umliegende Gelände erhebt (siehe Kontextkarte). Am Rand des Plateaus von Tempe Terra zu stehen, würde sich in etwa so anfühlen, wie am Rand des Grand Canyon zu stehen – nur dass diese marsianische Klippe fast doppelt so lang ist wie der Canyon. Der Steilhang entstand wahrscheinlich durch eine Kombination aus tektonischer Verwerfung und Erosion, verursacht durch die Flutereignisse, die Kasei Valles geformt haben.
Ebenfalls nicht weit entfernt, südlich der Kasei Valles Mündung liegt die Landestelle der Viking-1-Mission der NASA, der ersten Sonde, die über einen langen Zeitraum Experimente auf dem Mars durchführte. Die Mission landete am 20. Juli 1976, ursprünglich für den amerikanischen Unabhängigkeitstag am 4. Juli 1976 geplant, doch die ersten Umlaufbahnbilder der Viking-1-Orbiter-Sonde zeigten eine große Dichte an Felsblöcken an der vorgesehenen Landestelle, was ein Risiko für die Landung darstellte. Daher suchte die NASA zehn Tage lang nach einem besser geeigneten Landeplatz. Die Vorsicht und Geduld zahlten sich aus: Viking 1 funktionierte bis Ende 1982.
Im Bildausschnitt dominieren überwiegend flache Geländeformen, unterbrochen von einigen dunkel geschichteten Tafelbergen (mesas) und einem ungewöhnlich aussehenden Einschlagskrater. Die rötlich-braune Oberfläche wird von Süden (links) nach Norden (rechts) allmählich dunkler, mit mehreren helleren Flecken, die über die Szene verteilt sind (siehe beschriftetes Bild). An einigen Stellen sind zudem schmale, lineare Täler zu erkennen – sie gehören zu einer größeren geologischen Struktur, die als Idaeus Fossae bekannt ist, einem System aus Tälern, das nur wenige Kilometer westlich des Bildausschnitts liegt (siehe beschriftetes Bild).
Auf der nördlichen (rechten) Seite des Bildes fällt ein elliptischer Einschlagskrater auf, der etwa 20 Kilometer von Ost nach West und 15 Kilometer von Nord nach Süd misst (siehe beschriftetes Bild). Während die meisten Einschlagskrater relativ rund sind, deutet die elliptische Form dieses Kraters auf einen schrägen (niedriger Winkel) Einschlag hin. Neben der elliptischen Form des Kraters liefert zudem die asymmetrische Form der Auswurfdecke Hinweise auf einen flachen Einschlagswinkel. Aufgrund ihrer Ähnlichkeit mit ausgebreiteten Schmetterlingsflügeln werden solche Krater als „Schmetterlingskrater“ bezeichnet. Das ausgeworfene Material zeigt zudem Merkmale verflüssigten Auswurfmaterials, das entsteht, wenn Einschlagstrümmer sich mit Wasser oder Eis im Untergrund vermischen. Solcher Auswurf bildet oft überlappende Lappen und einen deutlich abgerundeten Rand – eine Morphologie, die auch im oberen rechten Bereich des Bildes zumindest teilweise erkennbar ist (siehe beschriftetes Bild).
Auf der linken Seite des Bildes dominieren Tafelberge die Landschaft (siehe beschriftetes Bild). Diese Felserhebungen sind Überreste einer einst weiter verbreiteten Schicht, die der Erosion widerstanden hat. Vor dem rötlich-braunen Marsuntergrund heben sich ihre dunklen Schichtungen deutlich ab, die sogar in Vertiefungen wie Kratern sichtbar sind (siehe beschriftetes Bild). Dunkles Material auf dem Mars besteht – wie auf der Erde – aus mafischen Mineralen vulkanischen Ursprungs. Betrachtet man die Umgebung in größerem Maßstab, so sind diese dunklen Schichten auch in Idaeus Fossae weit verbreitet, was darauf hinweist, dass es sich um ein regionales Merkmal und nicht um eine lokale Ablagerung handelt. Das Gebiet dürfte in der Vergangenheit bedeutende vulkanische Aktivität erlebt haben, wobei Lava- und Ascheschichten sich ansammelten und später von anderem Material überlagert wurden. Durch diese widerstandsfähigen Mesas tritt die dunkle Schichtung zutage und bietet einen Einblick in die geologische Vergangenheit des Mars. Hinweise auf die vulkanische Vergangenheit der Region zeigen sich auch in den Runzelrücken, die beim Erkalten von Lava durch Faltung und Überschiebung entstehen (wrinkle ridges), besonders auf der rechten Seite des Bildes verbreitet (siehe beschriftetes Bild).
Die Bilder wurden mit HRSC (High Resolution Stereo Camera) am 08.11.2024 während Mars Express Orbits 26325 aufgenommen. Die Auflösung der Oberfläche beträgt circa 17 meter pro pixel und das Bild ist zentriert bei circa 37° Nord und 309° Ost. Die Farbaufsicht wurde aus dem senkrecht auf die Marsoberfläche gerichteten Nadirkanal und den Farbkanälen der HRSC erstellt, die perspektivische Schrägansicht wurde aus den Geländemodell-Daten, den Nadir- und Farbkanälen der HRSC berechnet. Das Anaglyphenbild, das bei Betrachtung mit einer Rot-Blau- oder Rot-Grün-Brille einen dreidimensionalen Eindruck der Landschaft vermittelt, wurde aus dem Nadirkanal und den Stereokanälen abgeleitet. Die in Regenbogenfarben kodierte Aufsicht beruht auf einem digitalen Geländemodell (DTM) der Region, von dem sich die Topographie der Landschaft ableiten lässt.
Die HRSC-Kamera wurde am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) entwickelt und wird von dort betrieben. Die systematische Prozessierung der Kameradaten erfolgte am DLR-Institut für Planetenforschung in Berlin-Adlershof. Mitarbeiter der Fachrichtung Planetologie und Fernerkundung der Freien Universität Berlin erstellten daraus die hier gezeigten Bildprodukte.
Um bereits veröffentlichte Rohbilder und DTMs der Region im GIS-kompatiblen Format herunterzuladen, benutzen Sie bitte diesen Link zu unserem Mapserver.
Images: ESA/DLR/FU Berlin, CC BY-SA 3.0 IGO
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Die High Resolution Stereo Camera wurde am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) entwickelt und in Kooperation mit industriellen Partnern gebaut (EADS Astrium, Lewicki Microelectronic GmbH und Jena-Optronik GmbH). Das Wissenschaftsteam unter Leitung des Principal Investigators (PI) Dr. Daniela Tirsch besteht aus 50 Co-Investigatoren, die aus 34 Institutionen und 11 Nationen stammen. Die Kamera wird vom DLR-Institut für Weltraumforschung in Berlin-Adlershof betrieben.