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Jede Farbe ein anderes Material

Die hier gezeigte globale Ansicht des Mars hat eine räumliche Auflösung von 2 Kilometern pro Pixel, obwohl Datenprodukte mit höherer Auflösung durchaus möglich und bereits in Arbeit sind. Dieses kontrastverstärkte Mosaik (Bild 1) zeigt eine noch nie dagewesene Vielfalt und Detailtreue der Farben auf der Marsoberfläche und gibt gleichzeitig Aufschluss über deren Zusammensetzung.

Es ist allgemein bekannt, dass der größte Teil der Marsoberfläche rötlich gefärbt ist, was auf den hohen Anteil von oxidiertem Eisen im Staub auf der Oberfläche zurückzuführen ist und ihm den Spitznamen "Roter Planet" eingebracht hat. Aber es fällt auch sofort auf, dass ein nicht geringer Teil des Mars eher dunkel, auf Bild 1 bläulich, gefärbt ist. Tatsächlich handelt es sich um gräulich-schwarze Sande, die vulkanischen Ursprungs sind und ausgedehnte dunkle Sandschichten auf dem Mars bilden, vor allem aber auch vom Wind zu imposanten Sanddünen oder riesigen Dünenfeldern auf dem Boden von Einschlagskratern aufgeschüttet wurden. Diese unverwitterten Sande bestehen aus dunklen, basaltischen Mineralen, aus denen auch vulkanische Lava auf der Erde zusammengesetzt ist.

Material, das unter dem Einfluss von Wasser verwittert ist, neigt dagegen dazu, mit der Zeit hellere Farbtöne anzunehmen. So erscheinen beispielsweise Ton- und Sulfatminerale, die beiden häufigsten wasserverwitterten Mineralien auf dem Mars, auf solchen Farbkompositen besonders hell und sind bei näherer Betrachtung relativ leicht zu erkennen. Eines der größten Tonmineralvorkommen auf dem Mars rund um den ehemaligen Ausflusskanal Mawrth Vallis ist auf dieser Ansicht des Mosaiks nicht zu sehen, wurde aber bereits früher von der HRSC beobachtet und zeugt von der langfristigen Existenz von flüssigem Wasser auf dem Mars, wobei das ursprüngliche, basaltische Ausgangsgestein bei neutralem pH-Wert und relativ warmen Temperaturen zu Tonmineralen verwitterte.

Große Vorkommen der ebenfalls hellen Sulfatminerale sind hingegen in dieser Ansicht des Mosaiks zu sehen, und zwar innerhalb des Canyonsystems der Valles Marineris (Bild 4). Hier sind sie von einer dünnen Schicht dunklen Sandes bedeckt und zeigen daher erst bei näherer Betrachtung durch die HRSC ihre beeindruckenden Farbvariationen. Sulfatminerale weisen auf weniger lebensfreundliche Umweltbedingungen bei niedrigen pH-Werten hin. 

Schwache, helle bis hellblaue Bereiche sind ein Hinweis auf Wolken in der Atmosphäre (Bild 4), da bei der Erstellung dieser ersten Version des globalen Mosaiks Bilder mit Wolken bisher nicht vermieden werden konnten. Die Tiefen der Valles Marineris sind ebenfalls von atmosphärischen Erscheinungen überdeckt. Dabei handelt es sich jedoch um Nebel und Dunst (Bild 4), die sich zu bestimmten Tages- und Jahreszeiten besonders gerne in Senken bilden.