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Der Kratersee hinterlässt eine vielfältige Mineralogie

Neben dem unterschiedlichen Alter der Gesteine in der Umgebung von Jezero ist vor allem ihre vielfältige mineralogische Zusammensetzung interessant, da Wissenschaftler anhand der Minerale auf die Umweltbedingungen zur Zeit ihrer Entstehung schließen können. Und mit deren Untersuchung kann der Perseverance-Rover direkt im Krater beginnen. Auf der Detailkarte (Topographische Bildkarte) von Jezero (oben rechts) sieht man, dass der Kraterrand von drei Tälern – ehemaligen Flusstälern – durchschnitten wurde. Neretva Vallis und Sava Vallis stellen dabei Zuflüsse dar, die am westlichen und nordwestlichen Kraterrand zwei Deltas entstehen lassen haben, die auch als Beleg für den ehemaligen See gelten.

Das größere der beiden Deltas im Westen, wird Perseverance genauer untersuchen. Pliva Vallis im Osten von Jezero war ein Abflusstal, durch das Wasser aus dem Krater hinausfloss. Daher wird der ehemalige Kratersee auf als „open basin lake“, also als offener See, bezeichnet. Solche Seen gab es auf dem Mars zahlreich. Sie sind im Gegensatz zu geschlossenen Becken (mit Zufluss aber ohne Abfluss) insofern interessant, als sie Frischwasserseen mit einem stabilen Wasserspiegel repräsentieren. Seen in geschlossenen Becken dagegen unterliegen häufiger Austrocknungsperioden, wodurch sie zu Salzseen werden und somit bei der Suche nach lebensfreundlichen Bedingungen weniger vielversprechend sind.

Auf der Übersichtskarte ist das Wassereinzugsgebiet der beiden Zuflüsse eingezeichnet, aus dem Material der Umgebung durch die Flüsse in den Krater transportiert und in den beiden Deltas abgelagert wurde. In diesem Einzugsgebiet hat man mit verschiedenen Spektrometern auf Raumsonden in der Marsumlaufbahn vielfältige Minerale detektiert. Vor allem Silikate aus der Gruppe der Olivine und Pyroxene, beides ursprüngliche Minerale, die von Magma aus dem Marsmantel stammen und auf basaltische Vulkanablagerungen hindeuten, die keiner langen Verwitterung durch Wasser unterworfen waren. Noch spannender sind aber die am inneren Kraterrand von Jezero identifizierten Karbonate, die bisher auf dem Mars relativ selten gefunden wurden, und die gemeinsam mit den auf dem Mars öfter anzutreffenden Tonmineralen die Verwitterung von vulkanischem Ausgangsgestein durch Wasser bezeugen.

Vulkanische Minerale, Karbonate, Tonminerale: Diese drei Mineraltypen wurden sowohl in dem Delta als auch an anderen Stellen innerhalb des Kraters gefunden. Vor allem von einigen Karbonaten (Kalksteine) vermutet man, dass sie direkt im See gebildet wurden. Solche Seekarbonate und vor allem auch die Tonminerale sprechen vermutlich für lebensfreundliche Frischwasserbedingungen und haben zudem das Potential, Spuren von Leben, die Biosignaturen, in ihrem Inneren ganz besonders gut zu konservieren. Man hat dort aber auch andere Mineraltypen entdeckt, und zwar solche, die noch ein anderes Bild des Kratersees zeichnen. Dazu gehören eisenhaltige Sulfatminerale, amorphe Siliziumoxide und Hydroxide, die eher in sauren Gewässern entstehen, die nach und nach austrockneten. Diese Minerale deuten an, dass die Umweltbedingungen in Jezero in einer späteren Phase trockener und weniger lebensfreundlich wurden. Aber auch unter ihnen sind einige, in denen Biosignaturen sehr gut konserviert werden können.

Besonders wichtig wäre zudem auch die Untersuchung von Materialien magmatischen Ursprungs, die ebenfalls auf dem Kraterboden zu finden sind. Wenn man eine möglichst unveränderte Probe von Lava oder anderen vulkanischen Gesteinen vor Ort untersuchen oder sogar auch zur Erde brächte, würde dies Einblicke in die innere Entwicklung des Planeten ermöglichen.