Was ist das denn?
News vom 23.11.2025
Foto: Klimagedächtnis der Ozeane - Teilstücke eines 350 Meter langen Sedimentkerns von der Küste vor Portugal [Bildquelle: Stefanie Kaboth-Bahr]
Wir zeigen einen Schnappschuss unserer aktuellen Forschung.
Was wird hier wie erforscht?
Die Auflösung
Das Bild zeigt mehrere Teilstücke eines 350 Meter langen Sedimentkerns, der im Jahr 2022 an Bord des amerikanischen Forschungsschiffs JOIDES Resolution vor der Küste Portugals in rund 3500 Metern Wassertiefe gebohrt wurde. Aufgenommen hat es Stefanie Kaboth-Bahr, Professorin für Paläoklimatologie an der Freien Universität.
Sedimentkerne sind das Klimagedächtnis der Ozeane. Jahr für Jahr lagern sich am Meeresboden winzige Partikel ab – mineralischer Staub, abgestorbene Mikroorganismen, Reste von Plankton und feine Mineralstoffe aus dem Meerwasser. Die Zusammensetzung und Farbe der Sedimente, die Art der enthaltenen Mikroorganismen oder das Verhältnis bestimmter chemischer Elemente verraten den Forschenden am Fachbereich Geowissenschaften, wie sich Temperatur, Sauerstoffgehalt und Wasserchemie im Laufe der Zeit verändert haben.
Die Bohrung hat Sedimente aus dem Miozän erschlossen, einer Zeit vor etwa 23 bis 5 Millionen Jahren, in der sich das Klima und die Ozeanströmungen grundlegend gewandelt haben. Die Kernsegmente sind etwa eineinhalb Meter lang und werden an Bord geöffnet, beschrieben und beprobt, bevor sie am MARUM – Zentrum für Marine Umweltwissenschaften in Bremen in großen Kühlräumen archiviert werden. Dort bleiben sie über Jahrzehnte hinweg zugänglich für Forschende aus aller Welt, die aus ihnen Informationen über die Klimaentwicklung vergangener Erdzeitalter gewinnen.
Die deutlich sichtbaren Wechsel zwischen hellen und dunklen Lagen spiegeln natürliche Schwankungen in der Ablagerung und Erhaltung von Karbonat wider: Die weißen Schichten bestehen aus Sedimenten mit viel Kalk, während die braunen Lagen weniger Kalk enthalten. Die regelmäßigen Wechsel sind entstanden, weil sich die Bedingungen im tiefen Meerwasser immer wieder verändert haben und dadurch der Kalk unterschiedlich stark erhalten blieb.
Deutlich wird, wie stark gerade an der Küste Portugals im Miozän die Verbindung zwischen Mittelmeer und Atlantik durch monsunbedingte Schwankungen der Ozeanzirkulation beeinflusst wurde. Die bläulichen Färbungen sind ein Zeichen für Phasen mit stark sauerstoffarmen Bedingungen im Tiefenwasser – ein Hinweis darauf, dass die Wasserschichten während dieser Zeit schlecht durchmischt und die Sauerstoffzufuhr stark eingeschränkt waren.
Die Methode
Untersucht werden diese Kerne mit mikroskopischen, geochemischen und physikalischen Methoden, um Spuren vergangener Umweltbedingungen zu entschlüsseln. Aus diesen Informationen rekonstruieren Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Geschichte des Erdklimas – und gewinnen so ein tieferes Verständnis dafür, wie Ozeane und Atmosphäre miteinander verknüpft sind.
