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6.3 Observatorium Cerro Paranal

Abbildung 6.3.1

Das Astronomische Observatorium El Paranal der „European Organisation for Astronomical Research in the Southern Hemisphere“ (ESO)(Abb.6.3.1) liegt ca. 130 km südlich von Antofagasta auf etwa 2600 m Höhe. Man erreicht es vom Salar del Carmen aus auf der Ruta 5 (Panamericana) und der B -710 in etwa zweistündiger Fahrt

 

Abb. 6.3.1.: Auf der Beobachtungsplattform des Cerro Paranal. Foto: C. Heubeck

 

Die einzigartige Sternwarte ist nicht nur aufgrund ihrer Technik und Bauten, sondern auch aufgrund ihrer Lage beeindruckend. Der Gipfel des Cerro Paranal wurde für den Bau der Observatorien von 2660 auf 2635 m abgetragen und dabei eingeebnet. Der Rundblick vom dort entstandenen Plateau zeigt die Morphologie des gesamten Subduktionssystem zwischen untermeerischem Trench im Westen (in 6500m Tiefe einige Zehner Kilometer westlich der Küste) bis zum rezenten magmatischen Bogen (prominent insbesondere der Vulkan Llullaillaco) am östlichen Horizont auf einer Höhe von 6739 Meter (Abb.6.3.2).

 

Abb.6.3.2: Reliefkarte (maps-for-free.com) der morphologischen Situation Nordchiles. Cerro Paranal (ca. 12 km östlich der Küste), markiert durch den roten Punkt, befindet sich etwa mittig in einem der höchsten Reliefs der Erde. Über eine Distanz von ca. 400 km existiert hier ein vertikaler Höhenunterschied von ca. 13 km, auch wenn die Hälfte davon unter Wasser unsichtbar bleibt. Wegen der niedrigen Luftfeuchtigkeit kann man vom Standpunkt aus die Breite des in der Karten gezeigten Ausschnitts problemlos überblicken.

 

Die Atacamawüste eignet sich außerordentlich gut für astronomische Beobachtungen, da hier eine sehr geringe Luftfeuchtigkeit (5-10 %) und niedriger Niederschlag (<10 mm/a) eine hohe Beobachtungszeit (Wolkenfreiheit) ermöglichen. Zudem ist die Lichtverschmutzung durch nahe Städte gering und die abendliche Auskühlung der Wüste rapide, welches den thermischen Effekt auf die Aufnahmen verringert. Nachteilig wirkt sich dagegen die Lage des Observatoriums auf einer Subduktionszone mit hoher Erdbebengefährdung aus.

Wir erhielten während einer mehrstündigen Führung Einblicke in die hochentwickelte Ingenieurs- und Informationstechnik des Observatoriums. Nach einem Einführungsvortrag und der Fahrt auf das Plateau wurde uns auf einem ausführlichen Rundgang das Funktionsprinzip der vier VLTs (Very Large Telescope) mit einem Durchmesser von jeweils 8,2 m erläutert (Abb.6.3.3).

 

Abb.6.3.3: Blick auf einen der 8,2 m-Spiegel in einem der Observatorien (Fotomosaik). Foto: C. Heubeck

 

Unmittelbar unter und neben dem Plateau liegt das Kontrollzentrum. Eine Reihe von baulichen Eigenheiten und Verhaltensregeln reduziert nächtliches Streulicht. Gebäude sind weiß gestrichen, um die Erwärmung am Tage zu reduzieren.

Für einen Gruppenbesuch des Observatoriums ist eine mittelfristige vorherige Anmeldung über die Webseite der ESO erforderlich.

 

 

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