Die "Silberne Ebene" und die "Berge der Nereiden"
Als der Mars noch nicht von Raumsonden aus der Nähe untersucht wurde, waren selbst mit den stärksten Teleskopen von der Erde aus nur große Landschaftsformen erkennbar. Dazu zählte auch das Argyre-Becken, dessen Topographie aus den teleskopischen Beobachtungen allerding nicht abgeleitet werden konnte. Nach zwei mythischen Inseln benannt, nämlich Chryse und Argyre, die Plinius der Ältere (23-79 n. Chr.) im Indischen Ozean nahe der Indusmündung lokalisierte und denen große Vorkommen von Gold (gr. chrysos) und Silber (argyros) zugeschrieben wurde, flossen diese Namen in die ersten kartographischen Werke des Mars ein.
Vor allem machte sich Giovanni Schiaparelli (1835-1910) um die erste detaillierte Kartierung des Mars verdient, der die Nähe des Mars zur Erde 1877 für intensive Beobachtungen nutzte. Damals wurde auch die "Goldene Ebene", Chryse Planitia, weiter im Norden, in die Nomenklatur übernommen. Die Nereides Montes, die "Berge der Nereiden" (benannt nach den 50 Töchtern des Nereus, einem Meeresgott in der griechischen Mythologie, und seiner Gemahlin Doris, der Tochter des Oceanos und der Tethys) erhielten ihre Bezeichnung erst im Raumfahrtzeitalter, als auch kleinere regionale Strukturen identifiziert werden konnten.
Auf den HRSC-Bildern zeigt sich eine, nach der Entstehung des Ringbeckens Argyre vor etwa vier Milliarden Jahren von verschiedenen geologischen Prozessen geprägte Region, in der Wasser, Eis (auf und unter der Oberfläche) und in jüngerer Zeit auch Wind ihre Spuren der Erosion hinterlassen haben. Ursprünglich war Argyre viel tiefer als dies heute der Fall ist. Erodiertes Gestein wurde von Gletschern und fließenden Gewässern in das Becken transportiert und füllte es nach und nach auf.