Katastrophale Flutereignisse hinterließen ihre Spuren
Südlich des Eos Chasma, der „Schlucht der Morgenröte“, einem östlichen Seitenarm des großen Grabensystems Valles Marineris, erstreckt sich die Region Pyrrhae auf einem uralten, von Kratern übersäten Hochlandplateau. Die Aufnahmen der HRSC zeigen am rechten Bildrand in der Farbaufsicht eine eindrucksvolle chaotische Landschaft, die an eine flache Plateauregion angrenzt.
Chaotische Gebiete entstehen durch den Einsturz der über Eis- und Sedimentschichten liegenden Oberfläche (siehe auch Schema zur Entstehung von Chaosgebieten). Das Eis schmilzt, hervorgerufen z.B. durch vulkanische Intrusionen im Untergrund, Lavaflüsse oder Meteoriteneinschläge. Das Wasser läuft aus dem Sediment häufig in einem katastrophalen und kurzlebigen Flutereignis ab. Auf der Übersichtskarte ist im Nordosten außerhalb des Bildausschnitts zu sehen, dass in dieses chaotische Gebiet verzweigte Ausflusstäler, die Osuga Valles, hineinmünden. Wissenschaftliche Untersuchungen der Kollapsstukturen in Eos Chasma im Südosten und der Pyrrhae Region sowie des Ausflusstalsystems der Osuga Valles zwischen den beiden ergaben, dass hier mindestens zwei gegenläufige Abflussereignisse stattfanden: Zuerst fand ein Abfluss von der Pyrrhae Region in Eos Chasma statt und zu einem späteren Zeitpunkt umgekehrt. Nach dem Wasser- und Sedimentabfluss bleiben zerklüftete Blöcke in der Aushöhlung zurück in der einst das Eis verborgen war. Vermutlich fand zusätzlich zum Schmelzwasser auch Grundwasseraustritt statt. Das austretende Grundwasser führte dann zu Rutschungen und Abbrüchen an den Rändern des kleinen Chaosgebiets. Der Höhenunterschied innerhalb des Bildes beträgt 4 km! Die Menge des dabei herausgelösten und abtransportierten Materials ist dementsprechend enorm gewesen.