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Arbeitsbereich III: Soziale Vulnerabilität, Katastrophen und deren Bewältigung

In Katastrophen und humanitären Notlagen manifestieren sich soziale Vulnerabilitäten, die bereits im gesellschaftlichen Alltag durch vielfältige soziale, ökonomische, politische und kulturelle Prozesse geprägt werden, als konkrete Not und Bedürfnisse einer Vielzahl von Menschen. In den verschiedenen Phasen von Katastrophen und humanitären Notlagen zeigen sich bekannte und auch bislang unerkannte Bedürfnisse und Vulnerabilitäten, aber auch kollektive Bewältigungsformen.

Organisationen des nationalen Katastrophenschutzes und der internationalen humanitären Hilfe sowie den von ihnen genutzten Verfahren und Praktiken kommt entscheidendes Gewicht bei der Linderung von realer Not und der Bewältigung von Katastrophen und anderen Notlagen zu. Gleichzeitig können Hilfsmaßnahmen jedoch auch an den realen Bedürfnissen vorbeigehen und sogar neue Vulnerabilitäten bedingen, in denen sich künftige Katastrophen und Notlagen anbahnen. Die Bewältigung von eingetretenen humanitären Notlagen und Katastrophen erfordert daher entsprechend umfangreiches Wissen über die soziale Verteilung und die Dynamiken von Vulnerabilität sowie vorhandenen Bewältigungsformen.

Das Themenspektrum des Arbeitsbereiches befasst sich damit, a) welche Prozesse Menschen, gesellschaftliche Gruppen und ganze Gesellschaften in verschiedenen Weltregionen anfällig für Katastrophen und humanitäre Notlagen machen, b) welche unterschiedlichen Bedürfnisse und Vulnerabilitäten sich in der zeitlichen Dynamik von Katastrophen und humanitären Notlagen zeigen, c) welche Bewältigungsformen soziale Kollektive in Notlagen und Katastrophen entwickeln und d) wie nationale Katastrophenschutzsysteme und die internationale humanitäre Hilfe und ihre Akteure mit unterschiedlichen Verfahren und Praktiken auf Vulnerabilitäten, Katastrophen und humanitäre Notlagen reagieren.

Grundlegend für den Arbeitsbereich ist dabei stets die Annahme, dass Vulnerabilitäten, Katastrophen, humanitäre Notlagen und das, was als Hilfe und Bewältigung gilt, abhängig sind von gesellschaftlichen Konstruktions- und Aushandlungsprozessen: Es stellt sich daher die Frage, welche Vulnerabilitäten, Notlagen und Katastrophen von welchen Akteuren wahrgenommen und anerkannt werden oder zur „Normalität“ erklärt werden und was für wen Hilfe oder was größere Not bedeutet. Entsprechend liegen die Arbeiten des Bereichs sowohl in der empirischen Forschung als auch in der theoretisch-konzeptionellen sowie begrifflichen Reflexion.