Fachrichtung Paläontologie
25 Jahre Lehrstuhl/ Institut für Palaontologie der Freien Universität Berlin (1998)
von Bernhard Krebs
Bereits ein Jahr nach der 1948 erfolgten Gründung der Freien Universität Berlin wurde ein Geologisch-Palaontologisches Institut geschaffen. 1950 wurde Max RICHTER als Ordinarius und Direktor dieses Instituts nach Berlin berufen. In der Lehre vertrat zunächst REINHARD SCHÖNENBERG die Palaontologie, ein Tektoniker, der - wie für Geologen seiner Zeit noch üblich - ein reges Interesse für Fossilien besaß. Nachdem R. SCHÖNENBERG 1956 einem Ruf nach Heidelberg gefolgt war, wurde dem immer starker gewordenen Bedürfnis nach einem "Vollpalaontologen" Rechnung getragen. Es spricht sowohl für den Weitblick als auch für die Hilfsbereitschaft von Max RICHTER, daß er die Ernennung von WALTER GEORG KÜHNE zum Dozenten für Palaontologie durchsetzte. W.G.KÜHNE hatte im Exil in England Übergangsformen zwischen Reptilien und Säugetieren entdeckt und einen seiner Funde in einer viel beachteten Dissertation veröffentlicht; nach seiner Rückkehr nach Deutschland bestritt er seinen Lebensunterhalt aus dem Verkauf von Fossilien. Als akademischer Lehrer gelang es ihm, eine Schar junger Leute für sein Fach zu begeistern, und es entstand innerhalb des Geologisch-Paläontologischen Instituts eine "Abteilung Palaontologie", die 1963 als Lehrstuhl institutionalisiert wurde.
W.G.KÜHNE, zum außerordentlichen Professor (1966 zum Ordinarius) ernannt, wurde Lehrstuhlinhaber. Zur Ausstattung des Lehrstuhls gehbrten zwei Assistenten- Stellen. Die eine erhielt SIEGFRIED HENKEL, dessen praktischer Sinn W.G.KÜHNE bereits anlaßlich seiner ersten von Berlin aus durchgeführten Geländearbeiten von Nutzen gewesen war. Auf die zweite Assistenten-Stelle holte W.G.KÜHNE den mit einer Wirbeltier-palaontologischen Arbeit frisch promovierten Verfasser aus Zürich. 1964 hat der neue Lehrstuhl für Palaontologie erstmals seine volle Aktivitat aufgenommen, und zwar im damals recht verwahrlosten Haus Altensteinstraße 34. Der aus einem gepflegten Schweizer Institut kommende junge Assistent war sehr befremdet, als ihm sein erster Arbeitsplatz in einem feuchten, ungeheizten Keller mit zum Teil durchgefaulten Dielen zugewiesen wurde. Es war bitterkalter Winter, und ein (privat angeschaffter) Heizlüfter führte umgehend zum Zusammenbruch der Stromversorgung des Hauses. In den von den Palaontologen benutzten Raumen herrschte ein unbeschreibliches Chaos, in welchem sich jedoch die "alte Garde" wohl zu fühlen schien, und das W.G.KÜHNE als Voraussetzung für fruchtbares wissenschaftliches Arbeiten betrachtete. Der qualvollen Enge und anderen Mißstanden konnte bald Abhilfe geschaffen werden: Das Ehepaar KÜHNE, das neben etwa einem Dutzend anderer Mietpartien zwei Zimmer im gegenüber liegenden Haus, Schwendenerstraße 8, bewohnte, zog um. Die frei gewordenen Raume konnten den Palaontologen zur Verfügung gestellt werden. Deren Wirken vertrieb die anderen Mieter, so daß binnen kurzer Zeit das ganze Haus an die Palaontologie überging.
Es ist vor allem dem Organisationstalent von S. HENKEL zu verdanken, daß der Lehrstuhl für Palaontologie schnell eine apparativ hervorragend ausgestattete Statte für Lehre und Forschung mit Aufbereitungslabor, Praparierwerkstatt, Dunkelkammer, Zeichenraum, Sammlungen und eigenem Hörsaal wurde. Der Verfasser setzte sich für den Aufbau einer auf die Arbeitsrichtung des Hauses zugeschnittenen Bibliothek ein. Inzwischen war zu der bereits 1963 tätigen Sekretarin weiteres Personal dazugekommen: ein Praparator, eine Photographin eines Forschungsprojekt-Schwerpunktes gefördert. Der Titel des FPS "Paläontologische Analyse nichtmariner mesozoischer Sedimentationsräume im Hinblick auf die Evolution kleiner Tetrapoden, insbesondere der Säugetiere" charakterisiert die Intention des Vorhabens. Hauptsächlich technischer Probleme wegen mußte die Grube Guimarota 1982 geschlossen werden. Die zehnjährige Grabung hat einmnaliges, aufsehenerregendes Material geliefert, dessen Bearbeitung noch viele Jahre beanspruchen wird.
Die erhoffte Festigung des Instituts als Hochburg der Wirbeltier-Paläontologie kam aber nicht zustande. Im Zuge der Sparmaßnahmen wurde die eine Assistenzprofessur ersatzlos gestrichen, die andere zu einer Stelle eines wissenschaftlichen Mitarbeiters degradiert. Mit der Berufung von G. HAHN nach Marburg erlitt die Berliner Vertebraten-Paläontologie einen schweren Einbruch, wenn auch G. HAHN weiterhin Material aus der Grube Guimarota bearbeitet. Nach der Emeritierung von W.G.KÜHNE, im Jahr 1976, wurde das Ordinariat - offenbar in der damals verfolgten Absicht, kleine Fächer auszutrocknen - nicht wieder besetzt. Durch die lange Krankheit und den 1984 erfolgten Tod von S. HENKEL verlor die Wirbeltier-Paläontologie ihren Praktiker.
Der 1976 als Nachfolger von G. HAHN berufene GUNDOLF ERNST aus Braunschweig brachte jedoch eine neue Forschungsrichtung an das Institut für Paläontologie. Er untersucht Gesetzmäßigkeiten der Evolution an Hand von Echinodermen, deren Veränderungen in der Zeit einen Aspekt seiner Multistratigraphie der Kreide darstellen. Eine innovative Verstärkung erhielt die Invertebraten-Paläontologie 1984 durch JOACHIM REITNER.
Die durch den Tod von S. HENKEL eingetretenen prekären Verhältnisse in der Lehre bildeten 1986, in einem nun hochschulpolitisch veränderten Klima, eine der wichtigsten Begründungen für die Schaffung einer neuen C4-Professur für Paläontologie (Invertebraten- und Mikropaläontologie), auf welche Helmut KEUPP aus Bochum berufen wurde. Seine Forschungsrichtungen sind maßgeblich durch die Wechselbeziehungen von Organismen und ihrem sedimentären Umfeld geprägt. Schwerpunkte bilden dabei die Phylogenie, Ökologie sowie regionale und stratigraphísche Verbreitung kalkiger Dinoflagellaten, synevolutive Zusammenhänge der Schwämme in Riffstrukturen und paläobiologische Aspekte bei Cephalopoden.
Mit H. KEUPP war das institutionelle Weiterbestehen der Paläontologie an der Freien Universität Berlin gesichert, und seine geschickten Berufungs- Verhandlungen erbrachten dem Institut eine außerordentliche Verbesserung der Arbeitsmöglichkeiten, nämlich weiteres Personal, ein zusätzliches Raumangebot (Haus Schwendenerstraße 11) und eine Aufstockung des Geräteparks, allem voran ein Rasterelektronenmikroskop.
Was dem Institut für Paläontologie an gebündelter, auf die Untersuchung mesozoischer Land-Wirbeltiere gerichteter Kapazität verloren gegangen ist, hat es durch die neuere Entwicklung an Vielfalt in Forschung und Lehre gewonnen.
ÜBER 200 JAHRE GEOWISSENSCHAFTEN IN BERLIN
Ein fraktionierter Rückblick auf ihre historische Entwicklung - (unter besonderer Berücksichtigung der Geologie-Paläontologie)
von J. LIEDHOLZ
1. EINFÜHRUNG
Die an den drei Berliner Universitäten - der Technischen- und der Freien Universität im Westteil sowie der Humboldt-Universität im Ostteil der Stadt - vertretenen Geowissenschaften blicken auf eine glanzvolle und traditionsreiche Vergangenheit in dieser Stadt zurück. Die gemeinsame Wurzel der verschiedenen geowissenschaftlichen Zweige reicht in Berlin bis in das 18. Jahrhundert, von dem im Zeitalter der Aufklärung die entscheidenden Impulse für die Wiederbelebung und den Aufstieg der Naturwissenschaften ausgingen. Für die deutsche Aufklärung war dabei die rationalistisch-idealistische Gedankenwelt des Philosophen Gottfried Wilhelm Leibniz (1646-1716) richtungsweisend. Für die Geowissenschaften standen am Anfang dieser Epoche vorerst Fragen der bergbaulichen Praxis im Vordergrund der Betrachtungen. Doch erwachte um die Jahrhundertwende mehr und mehr das Interesse am Sammeln, Beschreiben, Ordnen und Deuten von Petrefakten und Mineralen sowie an der Entdeckung neuer Bodenschätze und fremder Länder. So beschäftigte sich der Berliner Gelehrte Peter Simon Pallas (1741-1811) auf seinen mehrjährigen Reisen ins Östliche Rußland und in Sibirien schon mit geologischen Erscheinungen und entdeckte als Erster fossile Fragmente von Mammut und Rhinozeros im sibirischen Eis. Philosophische Gedanken über ein neues Weltbild führten in jener Zeit auch zu neuen Überlegungen und Erwägungen über die Entstehung und die Vergangenheit der Erde und des Lebens auf ihr. Auf dieser Grundlage entwickelten die Geowissenschaften nach der Jahrhundertwende eine theoretisch-wissenschaftliche Basis, deren Tragfähigkeit sich in dem Maße erweiterte und auch verbesserte wie die Kenntnisse und Erkenntnisse mit dem rasch anwachsenden Sammlungsmaterial und den fortschreitenden Geländebeobachtungen in immer ausgedehnteren Regionen Zunahmen. Alsbald erlebten die Geowissenschaften dadurch im 19. Jahrhundert einen großartigen Aufschwung. An ihm haben zunächst nur wenige, aber hervorragende Fachgelehrte den größten Anteil. Ihre Entdeckungen, Anschauungen und Vorstellungen beeinflußten den Fortschritt der Wissenschaft maßgeblich und waren häufig auch richtungsweisend. Die Geowissenschaften in Berlin schätzen sich glücklich, daß aus ihren Reihen von Anbeginn des vorigen Jahrhunders an immer wieder führende Persönlichkeiten hervorgegangen sind, die mit ihrem Forschergeist den Fortgang der geowissenschaftlichen Entwicklung mitgeprägt und durch ihre Werke zum Fortschritt der Geowissenschäften zum Teil entscheidend beigetragen haben. Sie haben damit weit über die Grenzen Berlins und Deutschlands Anerkennung gefunden und den Geowissenschaften in dieser Stadt zu hohem Ansehen verholfen. Ihnen verdankt Berlin vor allem seine bedeutende geowissenschaftliche Tradition. Sie wurde aber auch begünstigt durch seine Funktion als preußische und später als deutsche Hauptstadt, deren staatliche Stellen den Ausbau geowissenschaftlicher Institutionen großzügig förderten und damit eine Vielfalt geowissenschaftlicher Tätigkeit ermöglichten. Immer wieder fühlten sich namhafte Geowissenschaftler von der geistig aufgeschlossenen Atmosphare Berlins angezogen und manch einer von ihnen hat hier ein Leben lang verbracht. Ihre Erfolge sind oft zu Meilensteinen der geowissenschaftlichen Entwicklung geworden, die sich in der Geschichte der Geowissen schäften in Berlin daher so trefflich widerspiegelt. Im folgenden soll versucht werden, einen Abriß der Geschichte der Geowissenschaften in Berlin aufzuzeigen Notgedrungen können jedoch hier nicht alle der beteiligten Geowissenschaftler erwähnt werden. Die Entwicklung wird vor allem personell und institutionell verfolgt und an Hand markanter Ereignisse chronologisch festgehalten. Dabei wird das Fachgebiet Geologie-Paläontologie vorzugsweise behandelt. Für die Zeit nach dem zweiten Weltkrieg findet der aus einem "Nichts" erfolgte Aufbau der Geologie-Paläontologie an der Freien Universität besondere Beachtung. Hierbei werden namentlich auch jene Männer genannt, die sich um den Aufbau besonders verdient gemacht haben.
2. VON DEN ANFÄNGEN BIS ANS ENDE DES 19. JAHRHUNDERTS
Als Preußens großer König, Friedrich II, 1770 die Verfügung erließ, daß auf den Universitäten des Landes nunmehr auch die Mineralienkunde gelehrt werden solle, war Berlin davon nicht unmittelbar betroffen, da es zu jener Zeit noch keine Universitas besaß. Doch wurde im gleichen Jahr dieser Verfügung in Berlin ein Berginstitut eröffnet, in dem die Vorlesungen am 15. Oktober 1770 mit 22 Hörern begannen. 1774 wird dieses Institut in einer weiterer Verfügung an die Dozenten erstmals "Bergakademie" genannt, danach aber ab 1777 auch als "Haupt-Bergwerks-Eleveninstitut" bezeichnet. 1801 erhielt diese "Königliche Bergakademie" ihr erstes festes Domizil, das sie jedoch mit der 1799 gegründeten "Königlichen Bauakademie" teilen mußte. Das Gebäude befand sich am Werderschen Markt, wo schon bald auch das "Königliche Mineralien-Cabinet" untergebracht wurde. Die von G.W. Leibniz mit Hilfe der preußischen Königin Sophie Charlotte im Jahre 1700 in Berlin gegründete "Sozietät der Wissenschaften", der späteren "Preußischen Akademie der Wissenschaften", war den Geowissenschäften seinerzeit noch weitgehend verschlossen. Man kann daran erkennen, daß den Geowissenschaften bis etwa an die Schwelle des 19. Jahrhunderts keine sonderliche Bedeutung in Spektrum der Wissenschaften beigemessen wurde.
Auch mit der Gründung der "Friedrich-Wilhelms-Universität" 1810 in Berlin erhielt die Geologie zunächst noch kein eigenes Ordinariat. Dennoch war diese Gründung für die gesamte Wissenschaft ein großes Ereignis, wurde doch damit zugleich das von Wilhelm von Humboldt konzipierte neue Bildungsideal der Einheit von Lehre und Forschung verwirklicht. Dieses Prinzip hat sich bis in unsere Tage bewährt. Die Geologie - oder damals noch Geognosie - wurde von dem Ordinarius des mineralogischen Lehrstuhls, Christian Samuel Weiss (1780-1856) vom Wintersemester 1810/11 an neben der Mineralogie gelehrt. Weiss war also in erster Linie Mineraloge, der besonders durch die mathematische Formulierung der Geometrie von Kristallen (Rationalitäts- und Zonengesetz) bekannt wurde, doch hat er auch über geologische Probleme publiziert. Berühmte Schüler von ihm waren u.a. F.A. Quenstedt, H.v. Dechen, H.E. Beyrich und G. Rose, der sich 1823 als erster Geowissenschaftler an der Berliner Universität habilitierte und später Nachfolger von Chr. S. Weiss wurde. Für die Berufung von Chr. S. Weiss aus Leipzig hatte sich vor allem Leopold von Buch eingesetzt.
Der aus der Uckermark nördlich von Berlin stammende Leopold von Buch (1774-1852) und der in Berlin geborene Alexander von Humboldt (1769-1859) waren wie Chr. S. Weiss Schüler von Abraham Gottlob Werner, der in Freiberg lehrte. A. v. Humboldt nannte seinen Zeitgenossen L. v. Buch respektvoll "den ersten Geognosten Deutschlands", eine Ehrung, die auf Grund seiner eindrucksvollen vergleichenden geologischen Untersuchungen und seiner ausgeprägten Kenntnis vieler Fossilien durchaus gerechtfertigt erschien. Beide waren Anhänger der plutonistischen Lehre des großen Schotten James Hutton und befanden sich damit in wissenschaftlicher Opposition zu ihrem Lehrer A.G. Werner, der Neptunist war. Doch erst nach dem Tode Werners (1818) wagte es L. v. Buch, seine "Theorie der Erhebungskrater11 vorzustellen. Er vertritt darin die Ansicht, daß die meisten Vulkane und auch die Kettengebirge durch Auftrieb und Hebung der Erdkruste entstanden sind. Die schon damals nicht unwidersprochene Theorie beherrschte dank der großen Autorität von L. v. Buch bis in die zweite Hälfte des Jahrhunderts das Meinungsbild vieler Geologen. Sie lieferte einen wichtigen Beitrag zu Fragen der endogenen Dynamik.
Leopold von Buch hat sich auch in der Biologie und vor allem in der Paläontologie betätigt. Er erkannte u.a., daß die Paläontologie die historische Wissenschaft von der Geschichte des Lebens ist, und von ihm stammt auch der Begriff "Leitfossil". Außerdem gab er 1826 erstmals eine geologische Karte von Deutschland in 24 Blättern heraus.
Sowohl Leopold von Buch als auch Alexander von Humboldt waren weit gereiste, einflußreiche Privatgelehrte ihrer Zeit. Der Naturhistoriker von Humboldt mußte jedoch seine unabhängige Lebensstellung 1827 aufgeben, nachdem sein Vermögen durch den fast 20 jährigen Aufenthalt in Paris, wo er sich der literarischen Auswertung seiner fünfjährigen Forschungsreise durch Südamerika (1799-1804) gewidmet hatte, nahezu aufgezehrt war. Er trat in Berlin in den preußischen Staatsdienst, wirkte aber weiterhin zum Wöhle der Wissenschaft. In seinen Naturbeschreibungen betont er vor allem das historische Element. Der Geognosie fühlt er sich eng verbunden. So sah er z.B. weit vorausschauend in dem Vulkanismus eine Reaktion, "welche das Innere eines Planeten auf seine Rinden ausübt" und folgerichtig erkannte er auch Zusammenhänge zwischen Erdbeben sowie Hebungen des Festlandes mit vulkanischen Kräften. Weniger glücklich waren seine Vorstellungen von der Entwicklung der Organismen, bei der ihm der Gedanke einer Evolution fremd blieb.
Der Gründung der Berliner Universität folgten bald auch organisatorische Änderungen. So wurde das Königliche Mineralien Cabinet in die Universität überführt und ab 1814 als "Mineralogisches Museum der Universität zu Berlin" bezeichnet. Später, d.h. 1888 gelangte die beachtliche Sammlung geologischer und mineralogischer Funde in das Museum für Naturkunde in die Invalidenstraße 43. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts erfolgte der Aufbau weiterer Museen an den Universitätsinstituten wie vor allem das Mineralogisch-petrographisehe Museum und das Geologisch-paläontologische Museum, das u.a. auch den berühmten Archaeopteryx lithographica aus dem Solnhofener Plattenkalk und den Brachiosaurus Brancai aus den Tendaguruschichten Ostafrikas aufnahm.
Christian S. Weiss lehrte sowohl an der Universität als auch an dem Haupt-Bergwerks-Eleveninstitut (Bergakademie). Die geologischen Vorlesungen übernahm jedoch von 1834 bis 1841 sein inzwischen an der Universität zum Extraordinarius ernannter Schüler Ernst Heinrich Carl von Dechen (1800-1889). Er hat sich besondere Verdienste um die geognostische Erforschung der Rheinlande erworben, über die er auch verschiedene geologische Karten herausgab. überhaupt lag ihm die auf Leopold von Buch zurückgehende Darstellung der Geologie auf Karten sehr am Herzen. Höhepunkte seiner diesbezüglichen Aktivitäten war die 1838 erschienene geognostische übersichtskarte von Deutschland, Frankreich und den angrenzenden Ländern, die er während seiner Berliner Zeit veröffentlichte.
Von besonderer Bedeutung für die Geowissenschaften in Berlin ist auch die 1828 erfolgte Gründung der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin von Heinrich Berghaus. In ihr wirkten anfänglich neben Leopold v. Buch und Alexander v. Humboldt vor allem der 1820 an die Universität berufene Geograph Carl Ritter (1779-1859). Ihre große wissenschaftliche Entfaltung erlebte die Gesellschaft aber erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, in der zahlreiche Forschungsreisen in bisher weniger bekannte Teile der Erde stattfanden. Stellvertretend für die Namen, die damit verbunden sind, soll hier nur Ferdinand von Richthofen (1833-1905), der große Erforscher Chinas, genannt werden. Aber auch sein Nachfolger im Amt des geographischen Ordinariats, Albrecht Penck (1858-1945) vermehrte durch seine wissenschaftlichen Erfolge auf dem Gebiet der Geomorphologie und der Glazialmorphologie nachhaltig das Ansehen dieser bedeutenden Berliner geographischen Gesellschaft. Beide Forscher fühlten sich auch den geologischen Belangen stets eng verbunden.
Um die Mitte des vorigen Jahrhunderts begann dann für die Geologie eine Reihe bedeutsamer Ereignisse, die sich bis über die nächsten Jahrzehnte erstreckten. Nach längeren vorausgehenden Diskussionen wurde 1848 endlieh die Deutsche Geologische Gesellschaft gegründet. Die Gründung, die von den namhaften deutschen Geowissenschaftlern ihrer Zeit ausging, erfolgte im Gebäude der Gewerbeakademie (vormals seit 1821 Gewerbeschule) in der Klosterstraße 36, wo seit 1850 auch Vorlesungen in Geologie und Mineralogie stattfanden. Die Wahl des ersten Vorsitzenden fiel auf Leopold von Buch. An dem Statut der Gesellschaft hat insbesondere der in Berlin geborene Heinrich Ernst Beyrich (1815-1896) mitgewirkt. Er gehörte bis zu seinem Lebensende auch dem Vorstand an und war von 1874 bis 1896 Vorsitzender dieser Gesellschaft.
Beyrichs akademische Laufbahn führte an der Berliner Universität nach der Promotion 1837 und Habilitation 1841 zur Ernennung zum a.o. Professor 1846 sowie zum Leiter der paläontologisehen Sammlung und schließlich 1865 zur Berufung als ordentlicher Professor. Schon 1853 wurde er zum Mitglied der Akademie der Wissenschaften zu Berlin und Halle gewählt. In der Nachfolge von Chr. S. Weiss durch G. Rose (1798-1873), der ira übrigen als Erster Al bit und Anorthit unterschied, übernahm Beyrich zunächst einen Teil der Vorlesungen in Geognosie (Versteinerungskunde, Sedimentärformation). Beide lehrten an der Universität und an der Bergakademie.
Mit dem Ordinariat von Beyrich erhielt die Geologie erstmals in Berlin eine größere Unabhängigkeit und eine selbständige Aufgabenstellung. Die Gründung eines eigenen "Geologisch-paläontologisehen Instituts und Museums der Universität zu Berlin" ließ aber noch bis 1888 auf sich warten. Beyrich wurde sein erster Direktor, nachdem er zuvor schon 1873 nach dem Tode von G. Rose das Direktorat des Mineralogischen Museums der Universität übernommen hatte. Es sei an dieser Stelle auch hervorgehoben, daß Beyrich als Erster eine geologische Studentenexkursion 1857 in den Harz durchgeführt hat.
Mit Beyrich gelangt ein Mann an die Spitze der Geologie in Berlin, der es meisterhaft verstand, die rasede Aufwärtsentwicklung der Geowissenschaften maßgeblich mitzugestalten. Sein wissenschaftliches Spektrum ist beachtlich. Schon vor der Mitte des Jahrhunderts konnte er durch zahlreiche vergleichende Untersuchungen, derethalben er außer Deutschland auch Frankreich, Italien und die Schweiz bereiste, seine Kenntnisse und wissenschaftlichen Erfahrungen wesentlich erweitern und vertiefen. Daneben hat er früh erkannt, wie wichtig und notwendig geologische Kartierungen für die Weiterentwicklung der geologischen Wissenschaft sind. Mit dieser Überzeugung nahm er 1842 einen Auftrag an, der eine geologische Kartierung Schlesiens zum Ziel hatte. Er sollte sich nachhaltig und bedeutungsvoll auf die gesamte deutsche Geologie auswirken.
Zu Beginn der 1860er Jahre nämlich schlug Beyrich den zuständigen Behörden vor, den bisher bei der geologischen Feldaufnahme verwendeten Maßstab von 1:100.000 durch die Maßstabsgröße 1:25.000 zu ersetzen. Dieser Vorschlag wurde akzeptiert und vom Jahre 1867 an der neue Maßstab für alle geologischen Kartenaufnahmen eingeführt. Das war ausschließlich der Verdienst von Beyrich. Er selbst hat außer den Kartierungen in Niederund Oberschlesien solche auch in Sachsen und im Harz durchgeführt und damit großen Anteil an dem damaligen Kartierungsprogramm.
Die wissenschaftlichen Veröffentlichungen Beyrichs umfassen mehr als 200 Arbeiten und erstrecken sich auf fast alle Teilbereiche des damaligen geologischen Fachwissens. Darunter befassen sich auch viele Arbeiten mit strati graphischen und paläontologisehen Themen wie z.B. mit der Dreiteilung des Oligozäns, der Gliederung der alpinen Trias- und Jura-Formation oder mit den Ammoniten des Muschelkalkes oder den Mollusken des Oligozäns, um nur einige dieser Arbeiten hervorzuheben.
Die zunehmende industrielle Entwicklung in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts hat auch an die Berg-Wirtschaft und den Bergbau immer höhere Anforderungen gestellt. Die damalige Regierung erließ daher am 1.9. 1860 neue "Vorschriften für die Königliche Bergakademie in Berlin". Sie dienten vor allem einer besseren Ausbildung der Berg- und Hütteneleven, deren Vorlesungen zugleich von dem oberberghauptmannschaftlichen Dienstgebäude in den Lindenstraße 47 in das ehemalige Börsengebäude am Lustgarten Nr. 6 verlegt wurden. An dem Ausbau der Lehrpläne und der Laboratorien sowie an der Erweiterung der Sammlung hatte seinerzeit der Geheime Oberbergrat und Dozent für Bergbau- und Salinenkunde Dr. WILHELM HAUCHEC0RNE (1828-1900) großen Anteil. 1866 wurde er Direktor der Bergakademie und blieb es bis zu seinem Tode.
Wie Beyrich erkannte Hauchecorne die zunehmende Bedeutung der geologischen Kartenaufnahme. Da hieran auch die Bergbaubehörden merkliches Interesse zeigten, gelang es dem einflußreichen Direktor der Bergakademie, die staatlichen Stellen von der Notwendigkeit einer Gründung einer "Preußischen Geologischen Landesanstalt" zu überzeugen. Als dies am 1.1.1873 geschah, wurde Hauchecorne zugleich ihr erster Direktor, behielt dieses Amt jedoch auch an der Bergakademie bei. Direktor für die "wissenschaftliche Leitung der geologischen Landesaufnahme" wurde ebenfalls unter gleichzeitiger Beibehaltung seiner Professur an der Universität und an der Bergakademie der Geheime Bergrat Dr. Beyrich. Gemäß der Satzungen der "Königlichen Geologischen Landesanstalt" und der "Königlichen Bergakademie zu Berlin" waren nun beide Institutionen vereinigt, wobei der Direktor der Landesanstalt zugleich auch Direktor der Bergakademie war. Die gemeinsame Dienststelle in der alten Börse am Lustgarten wurde zugunsten eines Neubaues in der Invalidenstraße 44 1878 aufgegeben.
die geologische Kartierung im Lande systematisch und mit größerem Tempo, wobei auch das norddeutsche Flachland in zunehmendem Maße einbezogen wurde. Die Kartierungen beeinflußten vor allem auch die strati graphische und paläontologisehe Forschung nachhaltig und sie verhalf damit der deutschen Geologie bald zu einem guten Ruf in der Welt. Die internationale Beachtung schloß selbstverständlich auch die Person - 39 - Beyrichs ein, dessen leitende Stellung es ihm ermöglichte, sich im Sommersemester der geologischen Landes- Untersuchung zu widmen und im Wintersemester lehrend und forschend an der Universität tätig zu sein. Seinem internationalen Ansehen verdankt Berlin vor allem die Abhaltung des 3. Internationalen Geologen-Kongresses 1885 in dieser Stadt. Beyrich wurde zu dessen Präsidenten ernannt, Hauchecorne war sein Generalsekretär.
Zu Beyrichs Schülern zählten u.a. der schon genannte F.v. Richthofen sowie A.v. Koenen, W.B. Dames, E. Kayser und Herrn. Credner. Emanuel Kayser war vor seiner Berufung 1885 an die Universität Marburg Dozent für Geologie an der Bergakademie Berlin und auch an der Preußischen Geologischen Landesanstalt als Landesgeologe einige Jahre tätig. Sein (in der 4. Auflage) vierbändiges "Lehrbuch der Geologie" gehört zu den bedeutendsten Werken seiner Zeit. W.B. Dames wurde von 1896-1899 Nachfolger von Beyrich auf dem Ordinariat für Geologie und Paläontologie der Universität, der er schon ab 1891 als Professor angehörte.
Die Vereinigung von Bergakademie und Geologischer Landesanstalt wirkte sich für Dozenten und Studenten gleichermaßen fruchtbringend aus, da auf diese Weise ein optimales Ineinandergreifen von Forschung, Lehre und Praxis gewährleistet war. Dazu kam die Öffnung einer Reihe von Sammlungen zu Lehrzwecken wie die geologischen Sammlungen der Geologischen Landesanstalt und des Geologischen Landesmuseums, der Bergakademie einschließlich des Mineralogischen Museums und des Museums für Bergbau und Hüttenwesen.
Am 1.4.1879 erhielt Berlin eine weitere neue technisch-wissenschaftliche Einrichtung in Form der "Technischen Hochschule in Berlin-Charlottenburg". Ihr Hauptgebäude wurde 1884 seiner Bestimmung übergeben. Die bereits 1876 zu einer Einheit verschmolzene Bauakademie und Gewerbeakademie gingen in der neuen Hochschule auf.
Wenig später erfolgte am 14.2.1881 die Gründung der "Königlichen Landwirtschaftlichen Hochschule", die aus dem "Vereinigten Landwirtschaftlichen Lehrinstitut und Museum zu Berlin" entstand. Sie nahm ihre Arbeit neben der vereinigten Preußischen Geologischen Landesanstalt und Bergakademie in der Invalidenstraße 42 auf. Bemerkenswert ist die Errichtung eines "Institut für Geologie, Mineralogie und Bodenkunde" an dieser neuen Hochschule. Die Geologie wurde hier später von Gotthard Fliegei vertreten, der auch das Institut von 1912 bis 1922 in Personalunion mit Fritz Schucht leitete. In dieser Zeit, in der die Feldbodenkunde vorrangig betrieben wurde, entstanden auch viele Bodenkarten.
Ein Experte von hohem Ansehen war auf dem Grenzgebiet zwischen Geologie und Bodenkunde z.Zt. der Jahrhundertwende Felix Wahnschaffe (1851-1914), der als Professor und Geheimer Bergrat an der Friedrich-WiIhelmsUniversität und an der Bergakademie lehrte. Als junger Landesgeologe nahm er 1875 in Berlin an jener historic sehen Sitzung der Deutschen Geologischen Gesellschaft teil, in der der schwedische Geologe Otto Torell zum ersten Mal den deutschen Fachkollegen seine neue, sich als richtig erweisende Inlandeistheorie vortrug. Sie hat das Interesse Wahnschaffes an der Geologie des Quartärs maßgeblich gefördert. War er anfangs mit Kartier rungsarbeiten um Berlin beschäftigt, so konnte er 1900 die Leitung der Kartenaufnahme im Flachland in der Geologischen Landesanstalt übernehmen, und 1903 wurde er Abteilungsdirektor für die Flachlandaufnahme. Seine Quartärstudien, denen wir mehr als 100 Arbeiten verdanken, hat er über Deutschland bis nach Nord- und Westeuropa und sogar nach Nordamerika ausgedehnt. In der Deutschen Geologischen Gesellschaft war er engagiert als Schriftführer und als stel1 vertretender Vorsitzender, und ab 1912 übertrug man ihm auch den Vorsitz.
An der Friedrich-Wi1helms-Universität trennten sich 1888 die Mineralogie-Petrographie und die GeologiePaläontologie. Beide geowissenschaftlichen Zweige erhielten von nun an selbständige Institute.
3. DIE ENTWICKLUNG IM 20. JAHRHUNDERT
Indessen entwickelte sich die Bergakademie zu einer fast unabhängigen Hochschule ihrer Fachgebiete. Desgleichen wuchsen auch die Aufgaben und der Personalbestand der Geologischen Landesanstalt so erheblich an, daß man sich 1907 entschloß, beide Institutionen zu trennen, wodurch die Bergakademie wieder selbständig wurde. Räumlich blieben jedoch beide noch fast ein Jahrzehnt unter dem enger werdenden Dach der Invalidenstraße.
Direktor der Bergakademie wurde der Geheime Bergrat Dr. Wilhelm Bornhardt (1864-1946), während Franz Beyschlag (1856-1935) als Präsident die Geologische Landesanstalt übernahm. Er leitete nach dem Tode Beyrichs vor allem die Kartierungsarbeiten. Unter seiner Leitung entstanden bedeutende Kartenwerke wie z.B. die Karte der nutzbaren Lagerstätten des Deutschen Reiches in 76 Blättern 1:200.000, 12 Blätter der Geologischen Übersichtskarte des Deutschen Reiches 1:200.000 und die Vollendung der von Beyrich und Hauchecorne angefangenen Internationalen Geologischen Karte von Europa 1:1.500.000.
1895 erhielt Beyschlag außerdem eine Professur für Lagerstättenkunde an der Bergakademie. Daneben blieb er Präsident der Geologischen Landesanstalt bis 1923. Unter seinen mehr als 100 Veröffentlichungen ist besonders das Gemeinschaftswerk "Die Lagerstätten der nutzbaren Mineralien und Gesteine" hervorzuheben. An ihm war u.a. sein Nachfolger im Präsidentenamt (bis 1933) PAUL KRUSCH (1869-1939) beteiligt.
Auch Krusch wurde 1906 zum Professor an der Bergakademie ernannt, wo er bis 1918 Vorlesungen hielt und dort - nach der organisatorischen Veränderung 1916 (Eingliederung in die TH, siehe unten) - das Institut für Lagerstättenkunde einrichtete. Nach 1918 hat er in der Geologischen Landesanstalt vor allem moderne Forschungsmethoden in die praktische Lagerstättenkunde eingeführt. Er hinterließ als Autor mehrere Fachbücher und mehr als 190 Veröffentlichungen. Beyschlag und Krusch haben sich ganz besonders um die angewandte Geologie verdient gemacht und sie durch ihre Initiative erst zu einem eigenständigen Teilgebiet der Geologie erhoben.
Als ein Ausbau des Metall- und Eisenhüttenwesens in der Hochschule immer dringlicher wurde, entschloß man sich, die gesamte Bergakademie als eigene "Abteilung für Bergbau" der Technischen Hochschule anzugliedern. Der Umzug nach Charlottenburg konnte zum Wintersemester 1916/17 in ein eigens dafür neu errichtetes Gebäude abgeschlossen werden. Aber erst 1934 folgte die Errichtung der "Fakultät für Bergbau und Hüttenwesen". Das frühere Mineralogisch-geologische Institut teilte sich nun in ein Mineralogisch-Petrographisches Institut, das mittlerweile eine große Mineraliensammlung besaß, und in ein Geologisch-Paläontologisches Institut.
Hochschule machte nach dem ersten Weltkrieg einen Dezentralisierungsprozess durch, in dem zwischen 1921-1924 auf dem Gelände der Domäne Dahlem mehrere Institutsneubauten entstanden. 1935 wurde die gesamte Hochschule dann der Friedrich-Wilhelms-Universi tat angegliedert und zwar als "Landwirtschaftliche Fakultät" (genauer: bis 1937 "Landwirtschaftlich-Tierärztliche-Fakultät"). Mit der Eingliederung erhielt auch die Bodenkunde ein eigenes Institut. Als "Institut für Bodenkunde" blieb es auch nach 1945 ein Teil dieser Fakultät und gehörte bis 1949 zur alten Berliner Universität, die sich seit Anfang 1949 Humboldt-Universität nannte.
Schon während des 19. Jahrhunderts gehen Mineralogie, Geologie und Geographie in zunehmendem Maße eigene Wege. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wird die Bedeutung der Tektonik mehr und mehr erkannt, am Anfang des 20. Jahrhunderts kommt die Angewandte Geologie dazu. So vollzieht sich im Verlauf dieses Jahrhun* derts eine immer größer werdende Spezialisierung innerhalb der Fachgebiete, was eine gewisse Verselbständigung der einzelnen Teildisziplinen nach sich zog. Dabei ist zunächst an die Geophysik, Hydrologie, Bodenkunde, Lagerstättenkunde und Geochemie zu denken, während die Paläontologie weiterhin mit der Geologie enger ver* bunden bleibt. Diese Entwicklung hat jedoch vorerst nicht zur Errichtung eigener Ordinariate geführt wie am Beispiel des Geologisch-paläontologisehen Institutes und Museums der Friedrich-Wilhelms-Universität zu erkennen ist. Dort waren die Lehrstuhlinhaber nach W.B. Dames: W. von Branca (von 1899 bis 1917), J.F. Pompeckj (1917-1930) und H. Stille (1932-1950).
In den Jahren um den ersten Weltkrieg zeichnet sich für die Geologie ein bedeutender Fortschritt ab. Hierzu haben insbesondere neue Erkenntnisse über den zyklischen Ablauf tektonischer Ereignisse sowie neue Anschauungen über den Bau und die Bildung von Gebirgen beigetragen. In dieser Zeit, in der das Augenmerk vorwiegend auf die Dynamik in der Erdrinde und auf eine Vereinheitlichung aller endogenen Kräfte gerichtet war, veröffentlichte Alfred Wegener (1880-1930), der sein Studium größtenteils in Berlin absolvierte und hier auch mit einem Thema aus der Astronomie promovierte, seine Vorstellungen von der Verschiebung der Kontinente. In Würdigung dieser weitvorausschauenden wissenschaftlichen Erkenntnis hat ihm zu Ehren in Berlin gerade das Internationale Wegener-Symposium statt gefunden.
Ein hervorragender Zeitgenosse Alfred Wegeners war Axel Born (1887-1935), der 1911 bei Pompeckj promovier* te und 1925 an die Technische Hochschule Berlin auf den Lehrstuhl für Geologie-Paläontologie berufen wurde. Born hat es vor allem verstanden, neue geologische Forschungsergebnisse im Lagerstättenbereich nutzbar anzu* wenden. Außerdem hat er sich mit der Auswertung geophysikalischer Schweremessungen beschäftigt und ihre Bedeutung für die Aufhellung der Erdkruste erkannt. Er entwarf eine Isomalenkarte der Schwerestörungen für Deutschland und für die Iberische Halbinsel. Man kann ihn zurecht - zusammen mit F. Kossmat - einen bahnbrechenden Pionier der Angewandten Geophysik nennen. Als Coautor hat er verschiedene Kapitel in einigen bekann* ten Lehr- und Fachbüchern seiner Zeit geschrieben, so z.B. in B. Gutenbergs "Lehrbuch der Geophysik" (1930- 31) und in W. Salomons "Grundzüge der Geologie" (1927).
Die 1932 erfolgte Berufung von Hans Stille (1876-1966) war für die Berliner Geowissenschaften ein großer 41 - Gewinn; denn er erfreute sich in der Fachwelt einer hohen Wertschätzung. Desgleichen war auch die Besetzung des Lehrstuhles für Mineralogie und Petrographie 1935 mit Paul Ramdohr (geb. 1890) eine glückliche Entscheidung. Beide vertraten durch ihr internationales Ansehen die Geowissenschaften der Berliner Universität in hervorragender Weise.
Schon früh hatte Stille sich mit der "saxonischen Tektonik" beschäftigt. Sie führte zu dem Ergebnis einer "saxonischen Gebirgsbildung", die er auf "die Gesamtheit der alpidischen Orogenesen Mitteldeutschlands" übertrug ("germanotype" Tektonik). Dabei interessierten ihn vor allem Fragen der zeit-räumlichen Gesetzlichkeiten und somit die zeitliche Fixierung der Gebirgsbildungsphasen. Der Begriff "Kimmerische" Gebirgsbildung stammt von ihm. Bei seiner zeitlichen Analyse tektonischer Vorgänge unterschied er sehr klar zwischen Epirogenese und Orogenese und damit zwischen langdauernden, strukturerhaltenen und kurzfristiger ablaufenden, strukturverändernden "orogenen Phasen", die er als typische und wesentliche Merkmale einer Gebirgsbildung ansah.
Während seiner Amtszeit in Berlin hat Stille die zyklische Gliederung tektonischer Bewegungsabläufe auch auf europäische und schließlich auf außereuropäische Gebirgssysteme ausgeweitet. Damit hat er die wissenschaftliche Diskussion über die Geodynamik der Gebirge international belebt und auf das "Zeit-Raum-Problern der Geotektonik" gelenkt. Die Einführung der Zeitlichkeit in die Tektonik hat auch das historische Element in der Geologie beeinflußt. Auch vergleichende regionalgeologische Untersuchungen über räumlich-zeitliche Zusammenhänge von Gebirgen gehören mit zu seinen Verdiensten. Wenngleich sich später manche Einzelheiten im weltweiten Rahmen als hypothetisch erwiesen, so bleibt doch eine gewisse Gleichzeitigkeit der al pi notypen Orogenesen im interkontinentalen Bereich bestehen. Stille war ein Meister der geotektonischen Synthese.
Das wissenschaftliche Schrifttum Stilles umfaßt mehr als 180 Arbeiten, darunter einige ausführlichere Werke einschließlich seines ersten großen, 1924 erschienenen Buches "Grundfragen der vergleichenden Tektonik". Von seinen zahlreichen Schülern sind viele in angesehene Stellungen aufgerückt und ein überdurchschnittlich großer Prozentsatz hat hohe Positionen in den geowissenschaftlichen Universitätsinstituten oder in den Geologischen Landesämtern resp. in der späteren Geologischen Bundesanstalt eingenommen. Zu ihnen zählt auch der Tübinger Ordinarius Reinhard Schönenberg, der seinerzeit der "Mann der ersten Stunde" am Geologisch-paläontologischen Institut der Freien Universität wurde.
Nach dem zweiten Weltkrieg hat Stille 1946 im Ostteil Berlins in der Invalidenstraße 43 das Geotektonische Institut gegründet. Es war ein geowissenschaftliches Forschungsinstitut der Akademie der Wissenschaften. Bis zu seiner Emeritierung 1950 war Stille auch sein erster Direktor. Nach ihm leitete Serge von Bubnoff bis 1957 das Institut und von 1957 bis 1961 unterstand es dem Direktorat von Werner Schwan (später Ordinarius in Erlangen). Als ab 1968 die bisherige Akademie der Wissenschaften den neuen Namen "Akademie der Wissenschäften der DDR" erhielt, wurde das Geotektonisehe Institut in das gleichzeitig neu gegründete "Zentral^ institut für Physik der Erde" integriert. Seitdem leitet Eberhard B. Jubitz das Institut als Direktor.
Stilles Nachfolger im Amt des Ordinariats wurde der ebenfalls international bekannte Professor Serge von Bubnoff (1888-1957), dessen geowissenschaftliche Tätigkeiten von großer Vielfalt und ungewöhnlicher Vielseitigkeit geprägt waren. Seinen reichen Erfahrungs- und Wissensschatz hat er in mehreren, zum Teil umfangreichen Werken niedergeschrieben, wobei er sich als "Meister der geologischen Synthese" erwies. Genannt werden sollen hier nur die "Grundlagen der Deckentheorie in den Alpen", die"Giiederung der Erdrinde", die "Grundprobleme der Geologie", die "Geologie von Europa" (zwei Bände), die "Einführung in die Erdgeschichte" in mehreren Auflagen.
Sein Lebenswerk weist über 5.000 Druckseiten auf, fürwahr eine enorme Arbeitsleistung, die nur durch eine restlose Hingabe an die Wissenschaft verbunden mit einem hohen Berufsethos bewältigt werden konnte, v. Bubnoff war auch Mitglied der Akademien von Berlin, Göttingen und Halle und Inhaber der Leopold-von-Buch-Plakette und der Gustav-Steinmann-Medaille. Die DDR überreichte ihm den Nationalpreis 1. Klasse. 1956 verlieh ihm die Technische Hochschule Hannover die Würde eines Ehrendoktors.
Nach dem Tode von Bubnoffs 1957 wurde dem Wirbel tier-paläontologen Walter Gross (1903-1974) die kommissarische Leitung des verwaisten Lehrstuhls übertragen. Gross, ein Spezialist für paläozoische Fische, war seinerseits 1949 Nachfolger von Otto H. Schindewolf (1896-1971), der auf Initiative seines Lehrers Stille 1947 zum Professor für Paläontologie an der alten Berliner Universität ernannt wurde, aber schon bald danach einem Ruf nach Tübingen folgte. 1961 konnte auch Gross seine Tätigkeit als Wissenschaftler und Professor in Tübingen fortsetzen.
Auf dem Lehrstuhl für Mineralogie-Petrographie an der Humboldt-Universität war nach der 1950 erfolgten - 42 - Emeritierung von Paul Ramdohr, dem Begründer der Erzmikroskopie, der Kristallograph W. Kleber gefolgt. Es sei noch hinzufügt, daß Paul Ramdohr 1956 anläßlich des 80. Geburtstages seines langjährigen Kollegen in Berlin Hans Stille ein neuentdecktes Zinkselenid-Mineral ihm zu Ehren Stil leit genannt hat.
Im Rahmen organisatorischer Veränderungen in den Geowissenschaften der DDR wurde 1962 das traditionsreiche, alte Geologisch-Paläontologische Institut und Museum der Humboldt-Universität geteilt in ein Institut für Geologie, dessen Direktor Eberhard Kautsch wurde, und in ein Institut für Paläobotanik, das auch die Paläontologie vertrat, unter Rudolf Daber. Aber schon einige Jahre später erfolgte 1968 die Auflösung der einst weltbekannten Institute der Geowissenschaften. Die Sammlungen wurden dem Naturkundemuseum übereignet. An ihm existiert von den Geowissenschaften heute lediglich noch ein Bereich Paläontologie und ein Bereich Mineralogie, dem jeweils ein Direktor vorsteht.
Die Preußische Geologische Landesanstalt, nach deren Gründung die in 11 Paragraphen festgelegten Grundsätze 66 Jahre lang nahezu volle Gültigkeit besaßen, hörte am 31.3.1939 auf in der bisherigen Form zu existieren. Sie wurde einen Tag später mit den anderen im damaligen Reichsgebiet bestehenden Geologischen Landesämtern zur "Reichsstelle für Bodenforschung", die sich schon ein Jahr später "Reichsamt für Bodenforschung" nannte, vereinigt. Nach Kriegsende hieß die ursprüngliche Institution zunächst wieder Geologische Landesanstalt und wechselte dann nach der Etablierung der DDR dreimal den Namen: Ab 1950 hieß sie "Geologischer Dienst", ab 1952 nannte sie sich "Staatliche Geologische Kommission" und 1964 endlich erhielt sie die Bezeichnung "Zentrales Geologisches Institut", unter dessen Namen sie heute weiterbesteht.
In der Technischen Hochschule Berlin-Charlottenburg blieb die "Fakultät für Bergbau und Hüttenwesen" bis zum Kriegsende 1945 bestehen. Zu ihrer "Abteilung Bergbau" gehörten u.a. das Mineralogisch-Petrographische Institut, das Geologisch-Paläontologische Institut und das Institut für Lagerstättenkunde und Rohstoffe.
Von den an dieser Hochschule bis 1945 tätigen Hochschullehrern soll hier Walther Gothan (1879-1954) noch namentlich erwähnt werden. Durch seine ausgezeichneten Arbeiten auf dem Gebiet der Paläobotanik, der Kohlengeologie und der Kohlenkunde hat er sich in der internationalen Fachwelt ein außergewöhnliches Ansehen erworben. Die Zahl seiner Veröffentlichungen beträgt über 300, darunter befindet sich auch sein bekanntes "Lehrbuch der Paläobotanik" (zusammen mit H. Weyland, 1954 und 1964). Schon 1919 wurde er an der BergbauAbteilung nichtbeamteter a.o. Professor. Gleichzeitig ernannte man ihn an der Geologischen Landesanstalt zum Titularprofessor und später, 1935, dort zum Abteilungsdirektor. Gothan gilt als der Nestor der deutschen Paläobotanik und hat als solcher großen Anteil an der heutigen Gliederung des Permokarbons. An der Technischen Hochschule leitete er das "Institut für Paläobotanik und Petrographie der Brennsteine" bis 1945.
Nach Kriegsende fand Gothan einen Arbeitsplatz im Geologisch-paläontologischen Institut der HumboldtUniversität. Dort erhielt er 1949 auch eine Professur mit vollem Lehrauftrag und wurde zum Mitglied der Akademie der Wissenschaften und zum Leiter ihrer "Arbeitsstelle für Paläobotanik und Kohlenkunde" ernannt. Die Gründung dieser "Arbeitsstelle" geht auf Gothan zurück.
Die Deutsche Geologische Gesellschaft verlieh ihm 1948 die Leopold-von-Buch-Plakette. Weitere Ehrungen wurden ihm von Brasilien und der Deutschen Paläontologisehen Gesellschaft, die ihn zum Ehrenmitglied ernannte, zuteil. Außerdem war er auf dem Internationalen Botaniker-Kongreß zu Stockholm 1950 und 1954 dessen Ehrenpräsident und wurde 1954 auch mit der Medaille dieses Kongresses ausgezeichnet.
Am Ende des zweiten Weltkrieges lagen große Teile der Technischen Hochschule in Trümmern, wovon auch die "Fakultät für Bergbau und Hüttenwesen" schwer betroffen war. Doch konnte schon 11 Monate nach Kriegsende neu begonnen werden und zwar mit der am 9.4.1946 erfolgten Gründung der Technischen Universität, zu der die Technische Hochschule jetzt erweitert wurde. Zwar gab es an ihr die alte Fakultät vorerst nicht mehr, doch fanden Teile der früheren Abteilungen Hüttenwesen und Bergbau zunächst Aufnahme bei der "Fakultät für die gemeine Ingenieurwissenschaften". Schon 1946 fanden wieder Lehrveranstaltungen in Geologie und Mineralogie statt. Das Institut für Geologie und Paläontologie bekam mit dem 1946 zum a.o. Professor ernannten vormaligen Professor an der Geologischen Landesanstalt Heinrich Qui ring (1885-1964) einen neuen Leiter, während das Institut für Mineralogie bis 1952 unter der kommissarischen Leitung von Johannes Hiller (1911-1972) stand. Hiller folgte 1952 einem Ruf nach Stuttgart.
1952 wurde auch die "Fakultät für Bergbau und Hüttenwesen" wieder errichtet. In ihr übernahm jetzt der 1951 zum Ordinarius und Direktor berufene Hugo Strunz (geb. 1910) das Institut für Mineralogie. Er hat sich besonders mit der Isotopie und Isomorphie der Minerale befaßt. Auch die Kristall Chemie gehört zu seinem Arbeitsfeld. Außerdem ist er durch Arbeiten über die Genese und Paragenese von verschiedenen Mineral Vorkommen - 43 - hervorgetreten. 1954 wurde ein neu entdecktes Mangan-Eisen-Phosphat als Mineral Strunzit nach ihm benannt. Strunz ist außerdem Autor bekannter Standardwerke nämlich der "Mineralogischen Tabellen" (unter Mitarbeit von Ch. Tennyson) und zusammen mit P. Ramdohr, bei dem er 1937 als Assistent tätig war, von "Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie". Bis zu seiner Emeritierung 1978 wurden ihm wegen seiner wissenschaftlichen Verdienste zahlreiche Ehrungen zuteil. 20 Jahre lang war er ehrenamtlich in der International Mineralogical Association (IMA) tätig und wurde für die Zeit 1970-74 zu ihrem Präsidenten gewählt.
Die Petrographie gehörte de facto bis 1968 zum Institut für Mineralogie, ohne daß dies namentlich in Erscheinung trat. Danach kam sie als eigene Abteilung zum "Institut für Lagerstättenforschung und Rohstoffkunde11 (Ordinarius und Direktor dieses Institutes war Albrecht Wilke (geb. 1912), vor ihm Martin Donath (1901-1965). Seit der 1970 durchgeführten Neugliederung der Berliner Universitäten gehört die Petrologie nunmehr zum "Institut für Angewandte Geophysik, Petrologie und Lagerstättenforschung" des Fachbereiches 16 Bergbau und Geowissenschaften" und wird von Giulio Morteani vertreten. Demselben Fachbereich an der Technischen Universität sind auch das "Institut für Mineralogie" und das "Institut für Geologie und Paläontologie" zugeordnet.
Auf den Lehrstuhl für Geologie und Paläontologie folgte nach der Emeritierung von Heinrich Quiring 1955 Wilhelm Simon (geb. 1915). Sein Interesse galt und gilt insbesondere den "Zeitmarken der Erde" und somit der Geochronologie. In seiner Berliner Zeit erschien sein Buch "Geochronologie als Zeitgerüst der Phylogenie" (1958). W. Simon blieb jedoch wegen eines Rufes nach Heidelberg nur bis 1959 in Berlin, dem Jahr, in dem die Fakultät einen stattlichen Neubau am Ernst-Reutter-Platz beziehen konnte. Nun erging der Ruf an Werner Zeil (geb. 1919), der ihn 1960 als Ordinarius und Institutsdirektor annahm.
W. Zeil ist damit bislang der letzte Inhaber dieses traditionsreichen Lehrstuhls der Berliner Geowissenschaften. Er hat sich besonders um die Erforschung der chilenischen Anden verdient gemacht. 1964 erschien sein viel beachtetes Buch über die "Geologie von Chile". Außerdem hat er BRINKMANNS "Abriß der Geologie", Teil I "Allgemeine Geologie" erstmals in der 11. Auflage (1975) neu bearbeitet. In dem internationalen Fachorgan "Geologische Rundschau" ist Zeil seit vielen Jahren in der Schriftleitung tätig.
An dem geologisch-paläontologisehen Institut der Technischen Universität wird seit der Eingliederung der Bergakademie in die Technische Hochschule neben der eigenständigen Forschung und Ausbildung von Geologen auch die Nebenfach-Ausbildung von Studenten des Bau-, Verkehrs- und Vermessungswesens betrieben. Dabei stehen die Geologie und Geomorphologie sowie die Angewandte Geologie und geologische Kartenkunde im Vordergrund des Ausbildungsziels. Ebenso werden den Studenten der Mineralogie, des Bergbaues und der Hüttenkunde noch weitergehende Kenntnisse in der Geologie vermittelt.
Die in Berlin-West liegenden ehemaligen Institute der Landwirtschaftlichen Fakultät der Humboldt-Universität faßte der Berliner Senat 1951 zusammen zur "Fakultät für Landbau" und schloß diese der Technischen Universität Berlin an. Aus der "Abteilung für Bodenkunde der Lehr- und Forschungsanstalt für Gartenbau in Berlin-Dahlem" ging dann 1952 in dieser Fakultät ein neues "Institut für Bodenkunde" hervor, das ab 1966 in der Englerallee 19-21 unter seinem Direktor Udo Schwertmann (geb. 1927) zu einem modernen bodenchemischen Forschungsinstitut ausgebaut wurde.
Nach dem Weggang Schwertmanns nach München wurde 1970 Hans-Peter Blume (geb. 1933) berufen, unter dessen Leitung auch Untersuchungen der Böden als Pflanzenstandorte, als Bodenfilter (Grundwasser) und als Eignung für diverse anthropogene Nutzungen durchgeführt werden. Als Grundlage für die Landschaftsplanung wird auch die systematische bodenkundliche Kartierung Berlins (West) fortgesetzt. Sowohl Schwertmann als auch Blume sind Coautoren des bodenkundlichen Standardwerkes "Lehrbuch der Bodenkunde" und zwar seit der 9. Auflage (1976). Nach der Auflösung der Fakultäten 1970 nennt sich das Institut jetzt "Institut für Ökologie (Bodenkunde)" und ist Teil des "Fachbereichs 14 Landschaftsentwicklung" an der Technischen Universität.
Nachzutragen bleibt noch, daß 1952 beim Berliner "Senator für Bau- und Wohnungswesen" ein "Referat Wasser- Wirtschaft und Geologie" eingerichtet wurde. Es befaßt sich vornehmlich mit Baugrundkarten und mit der Herstellung geologischer Karten von Berlin sowie mit der geologischen Auswertung zahlreicher Bohrungen und Tiefbaustellen im Stadtgebiet. Es nimmt die Aufgaben eines lokalen geologischen Landesamtes wahr.
4. DIE BESONDERE ENTWICKLUNG AN DER FREIEN UNIVERSITÄT BERLIN
Mehr als zwei Jahre nach der Gründung der Technischen Universität führten die politischen Umstände an der Humboldt-Universität zur Errichtung der "Freien Universität Berlin" im Westteil der Stadt. Sie erhielt am - 44 - 4.11.1948 ihre erste Verfassung und wurde einen Monat später - am 3,12.1948 - offiziell gegründet. Das räumliche Fundament bildeten einige mehr oder weniger beschädigte Institute der früheren Kaiser-Wilhelm-Gesell* schaft zur Förderung der Wissenschaften in Berlin-Dahlem, die sich ab 1945 Max-Planck-Gesellschaft nannte. Der größte Teil des Universitätsbetriebes spielte sich seinerzeit in rasch angemieteten Häusern und Vorstadt* Villen ab und war über verschiedene Bezirke im SW von Berlin verstreut.
Die Keimzelle der Geologie-Paläontologie lag in einer Dachstube des Geographischen Institutes in der Potsdamer Str. 11 in Beriin-Lichterfelde-West im Bezirk Steglitz. Das Geographische Institut gehörte von Anfang an zur Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät der Freien Universität und wurde schon im November 1948 unter dem Ordinariat von Walter Behrmann (1882-1955) eröffnet. Es bestand in der Potsdamer Straße schon einige Zeit davor als "Institut für Geomorphologie und Kartographie", arbeitete als solches aber im Auftrag des Berliner Magistrats an der Herstellung des "Berlin-Atlasses".
Behrmann, der ein bekannter Geomorphologe und Neuguinea-Forscher war, zeigte auch an einer baldigen Errichtung eines geologisch-paläontologischen Institutes großes Interesse. So ließ er u.a. eine Reihe geologischer Zeitschriftenbände und Geologischer Karten von Preußen im Maßstab 1:25.000 aus dem Nachlaß der E. Picard'sehen Bibliothek ankaufen. Sie sollten der Grundstock für eine Bibliothek des zukünftigen geologischpaläontologischen Institutes sein.
Als dann erste Vorgespräche zwischen W. Behrmann und Reinhard Schönenberg erfolgversprechend verliefen, erfolgte schließlich im September 1949 die Gründung des Geologisch-Paläontologischen Institutes der Freien Universität und zwar de jure durch Walter Behrmann, der auch die kommissarische Leitung des neuen Institutes vorerst übernahm, de facto aber durch Reinhard Schönenberg (geb. 1914) der sein erster Dozent wurde. Schönenberg, der sich bei M. Richter habilitiert hat, kam damals vom Geotektonisehen Institut aus der Invalidenstra* ße. Ihm zur Seite stand von Anfang an Gerhard Bischoff (geb. 1925), ein Schüler von Bubnoffs, der die erste Assistentenstelle an dem neuen Institut erhielt. Beide haben sich mit großem Eifer und unermüdlichem Einsatz um den fundamentalen Aufbau des Institutes bemüht und dafür gebührt ihnen Dank und Anerkennung. R. Schönen* berg übernahm später das Ordinariat für Allgemeine und Angewandte Geologie in Tübingen, G. Bischoff wiederum später das Ordinariat für Allgemeine Geologie in Köln.
Bis zum Frühjahr 1950 blieb die genannte Dachstube im Geographischen Institut die einzige räumliche Präsenz der Geologen. Das anfängliche Inventar bestand aus einem Schreibtisch, einem Arbeitstisch, einem Regal und drei Stühlen. Nur langsam wuchs der Buchbestand, erste Gesteine und Fossilien konnten beschafft werden u.a. auch von H.K. Erben aus Tübingen. Als der Raum die "Schätze" nicht mehr aufnahm, gelang es, eine Etage in einer Villa in der Ringstraße 94 in Lichterfelde-West anzumieten. Den Umzug besorgte die Esso-Berlin unter ihrem damaligen Direktor Lange kostenlos.
Die Zahl der Geologie-Studenten konnte man noch an den Händen abzählen, doch stieg sie zum Beginn des Wintersemesters auf 14, zu denen nun auch der Verfasser dieser Chronik gehörte. Eine gleichfalls in der Ring* Straße 66 gemietete Küche diente den Studenten als chemisches Labor, da für die obligatorischen Analysen des Praktikums im Chemischen Institut zunächst kein Platz für Nebenfächler vorhanden war.
In das Jahr 1950 fiel auch die Berufung von Max RICHTER (geb. 1900) auf den Lehrstuhl für Geologie und Paläontologie. Er nahm zum Sommersemester 1951 die Vorlesungen auf. Damit erhielt das Institut flun seinen ersten eigenen Direktor und Ordinarius. Mit seiner Berufung konnte jetzt nicht nur das Lehrangebot erheblich erweitert werden, sondern die Bereitstellung zusätzlicher Mittel ermöglichte in der folgenden Zeit auch einen rascheren Auf- und Ausbau des Institutes. Schon vor dem offiziellen Amtsantritt M. Richters konnte die wich* tigste Berufungszusage erfüllt werden: Ein größeres Institutsgebäude. Es wurde in Berlin-Dahlem in der Alten* steinstraße 33 im November 1950 gemietet und ist noch heute eine Art Stammhaus des Institutes, in dem sich die meisten Sammlungen befinden und in dem auch sehr viele Vorlesungen abgehalten werden.
Dank der persönlichen Tatkraft und Einsatzbereitschaft von Max RICHTER und seiner beiden ersten Mitarbeitern, füllte sich das neue Haus zusehends mit älterer und neuerer Fachliteratur, darunter Tausenden von Separata, die aus diversen Nachlässen von Privatbibliotheken bekannter Geowissenschaftler Deutschlands und Osterreichs angekauft worden waren (u.a. Ampferer, Heritsch, Fliegei, Wolff). Der Verfasser, der wenige Jahre später als studentische Hilfskraft in der Institutsbibliothek einige Zeit sein Brot verdiente, hat selber noch 18.000 Separata aus diesen Beständen eigenhändig inventarisiert.
Aber auch das Sammlungsmaterial mehrte sich in beachtlichem Maße. Dabei soll hier vor allem der groß* zügigen Hilfsbereitschaft Heinrich Quirings gedacht werden, der den Bittstellern aus der jungen Universität - 45 - in Dahlem zahlreiche Duplikate aus den teilweise ausgebombten Sammlungsbeständen der Technischen Universität zur Verfügung stellte, so u.a. aus der “Sammlung Rauff" (C.F. Hermann Rauff (1853-1942) war Professor der Geologie an der Bergakademie und Technischen Hochschule Berlin von 1904-1922 und besaß vor allem als Spongien forscher internationaler Ruf). Auf dieser Grundlage wuchs das Sammlungsmaterial der FU-Geologen und -Palaontologen teils durch Aufkauf vollständiger Sammlungen - z.B. der Mineral- und Gesteinssamnlung von Prof. Berg - und teils durch gezielte Einzelkaufe weiter an.
Da außerdem auch die Studentenzahl beträchtlich zunahm, wurde das Haus Nr. 33 in der Altensteinstraße allmählich zu eng. So kam es nach der ersten "Aufbauphase” , die etwa mit dem Weggang R. Schönenbergs zum SS 1956 nach Heidelberg abgeschlossen war, zu einer bemerkenswerten zweiten Phase, die man als "Expansionsphase" bezeichnen kann. In dieser Zeit, die ganz durch die Initiative und Weitsicht Max RICHTERs bestimmt wurde, gelang es ihm, vor allem den wissenschaftlichen Personalbestand wesentlich zu erweitern und den angestiegenen Raumbedarf des Institutes durch die Anmietung neuer Häuser zu befriedigen. Zusammenfassend traten sukzessive folgende Ereignisse ein:
Die Nachfolge des 1955 zum api. Professor ernannten R. Schönenberg trat Walter Georg Kühne (geb. 1911) als Dozent für Paläontologie an. Bald darauf entstand die "Abteilung Paläontologie", die sich personell und räumlich nach und nach verbesserte, bis aus dieser Abteilung 1963 ein eigener "Lehrstuhl für Paläontologie“ hervorging, auf den W.G. Kühne als a.o. Professor berufen wurde. Wenig später konnte 1965 der "Lehrstuhl für Angewandte Geologie" errichtet und mit Hans-Jochen Schneider (geb. 1923) als berufenem a.o. Professor besetzt werden. Damit waren neben dem "Lehrstuhl für Allgemeine und Historische Geologie" zwei weitere Lehrstühle am Institut vertreten. Außerdem waren zu der Zeit zwei Akademische Räte und sechs Assistenten am Institut tätig. Die Zahl der Wissenschaftlichen Mitarbeiter erhöhte sich durch die erwähnten Berufungen in den kommenden Jahren auf drei Räte, zwei Dozenten und 10 Assistenten. W.G. Kühne wurde 1966 und H.-J. Schneider 1968 zum o. Professor ernannt. Dagegen verließ der 1961 zum api. Professor ernannte G. Bischoff das Institut 1969, um sich zunächst der freien Wirtschaft zuzuwenden. Er ging zuerst nach Peru und entwickelte sich in den nächsten Jahren zu einem sehr erfolgreichen Wirtschaftsgeologen besonders auf dem Gebiet der Energiewirtschaft und der Erdöl geologie.
Der zusätzliche Hausbedarf des sich ausdehnenden Institutes konnte in unmittelbarer Nachbarschaft gedeckt werden. Nacheinander wurden die Häuser Altensteinstraße 34A (1957), Altensteinstraße 34 (1960) für die Geologie, Schwendenerstraße 8 (1964) für die Paläontologie und Wichernstraße 16 (1966) für die Angewandte Geologie der Nutzung durch das Institut zugeführt. Außerdem erhielt die Geologie später, d.h. 1972, noch eine Etage für die Mathematische Geologie im Hause Patschkauer Weg 38, während der Angewandten Geologie 1974 zusätzlich noch das Haus Wichernstraße 17 zuerkannt wurde.
Bereits 1960 war die Zahl der Fachstudenten auf ca. 130 gestiegen und sie stieg bis zur Emeritierung Professor Richters 1968 auf annähernd 200. So hat sich der Aufstieg und die Entfaltung des Geologisch-Paläontoiogisehen Institutes der FUB unter der Leitung seines Direktors Max RICHTER auf alle Bereiche erstreckt und sich fruchtbringend auf die wissenschaftliche Arbeit des Institutes ausgewirkt. Ihm ist es vor allem zu verdanken, daß dieses Institut schon in den 60er Jahren zu den größten seinesgleichen in Deutschland gehörte und schon damals vielfältige Studien- und Forschungsmöglichkeiten anzubieten vermochte.
Für die Berliner Geowissenschaften bedeutete die Berufung M. Richter eine außergewöhnliche Bereicherung ihres wissenschaftliches Spektrums; denn mit ihm ist seitdem erstmals ein hervorragender Kenner und Forscher der Alpen in ihren Reihen vertreten. Zwar hat er zu keiner Zeit seinen Arbeitsbereich allein auf die Alpen konzentriert, doch zeigt der 60%ige Anteil der Alpen-Arbeiten an seinen ca. 120 Veröffentlichungen, wo der Schwerpunkt seiner wissenschaftlichen Tätigkeit liegt. Darüber hinaus unterstreichen die übrigen Arbeiten - z.B. aus dem Rheinischen Schiefergebirge, aus dem Bereich der Erzlagerstätten oder der kristallinen Grundgebirge - seine vielseitigen geologischen Interessen.
In der Alpen-Literatur hat Max RICHTER seinen festen Platz. Das gemeinsame größere Werk mit C.W. Kockel und dem Sohn seines Lehrers G. Steinmann "Die bayerischen Berge zwischen Lech und Loisach" (1931), sein Buch über "Bau und Entstehung der deutschen Alpen "(1937) und die beiden in mehreren Auflagen erschienenen AlpenFührer der "Allgäuer Alpen" (1966) und "Vorarlberger Alpen" (1969) sind allseits bekannte Standardwerke.
Besondere Verdienste hat er sich bei der Erforschung der subalpinen Molasse Bayerns und ihrer Beziehungen zu der Schweizer Molasse und bei der strati graphischen und tektonischen Klärung des pennini sehen Flysches - 46 - vornehmlich im Allgäu-Vorarlberger Raum erworben. Vor allem hat er der Flysch-Forschung in den ersten 10 Jahren seines Wirkens in Berlin entscheidende Impulse gegeben, wobei ihm die mikropaläontologische Unterstützung von F. Bettenstaedt (Hannover) und H. Hagn (München) sehr zustatten kam. In den weiteren 10 Jahren seiner aktiven Berliner Zeit übertrug er seine Erfahrungen im Flysch der Alpen auf den Flysch des Apennin, wo er sich besonders dem Ligurischen Flysch erfolgreich zuwandte. Wie in den Alpen, so hat er auch in Italien versucht, regionale Zusammenhänge zu erfassen und zu einer strukturgeologischen Synthese zu gelangen.
Auch mit R. Schönenberg bestand eine relativ kurzfristige, aber fruchtbare Zusammenarbeit in den Alpen. Vielleicht war sie der Anstoß für die späteren regionalen und tektonischen Forschungen Schönenbergs in Kärnten. Daneben hat sich R. Schönenberg während seiner Berliner Zeit auch mit Untersuchungen über embryonale Tektonik und 'Magmatismus im Lahn-Di 11-Trog befaßt.
Viele seiner Schüler haben mit Max RICHTER zusammen in den Alpen und im Apennin gearbeitet. Für einige bedeutete dies das Fundament ihrer weiteren wissenschaftlichen Laufbahn. Sie betreiben auch heute noch einen Teil ihrer Forschungen von Berlin aus in den genannten al pi di sehen Orogenen. Eine stattliche Zahl von Richter Schülern findet man heute als Hochschullehrer oder in anderen verantwortlichen Positionen des Bundes, der Länder und in der Industrie.
Auf Initiative M. Richters wurde im Sommersemester 1953 an der Freien Universität auch das Institut für "Mineralogie, Petrologie und Lagerstättenkunde" gegründet und Karl-Richard Mehnert (geb. 1913) als Institutsdirektor und Ordinarius berufen. Er trat sein Amt zum Sommersemester 1954 an. Ab Wintersemester 1954/55 wurde der Name in "Institut für Mineralogie" geändert. 13 Jahre befand sich das Institut in Berlin-LichterfeldeWest in der Holbeinstraße 48. Danach konnte 1967 ein geräumiger Neubau in Berlin-Dahlem in der Takustraße 8 bezogen werden. Inzwischen wurde K.R. Mehnert 1979 emeritiert. Seitdem werden die Belange der Petrologie am Institut für Mineralogie allein von seinem Schüler Wilhelm Büsch vertreten.
Auch K.R. Mehnert selbst hat vor allem Petrologie im klassischen Sinne betrieben. Sein spezielles Arbeits gebiet ist die Genese der metamorphen Gesteine und der Granite, Besonders aufschlußreich sind seine diesbezüglichen Untersuchungen im Schwarzwald, in Skandinavien und in der Ivrea-Zone der westlichen Südalpen. Seine international anerkannten Forschungsergebnisse über die hochgradige Metamorphose und die granitische Magmenbildung fanden eine zwischenzeitliche Bilanz in seinem bekannten Buch "Migmatites and the Origin of Granitic Rocks" (1968). Außerdem ist er Coautor in dem dreibändigen geologischen Standardwerk R. BRINKMANNS "Lehrbuch der Allgemeinen Geologie" (1964-1972), in dem er die Kapitel "Metamorphose" und "Granitisation, Anatexis, Pal ingenese" schrieb.
In Würdigung ihrer Verdienste um die Geowissenschaften verlieh die Deutsche Geologische Gesellschaft anläßlich ihrer 119. Hauptversammlung in Berlin, die 1967 direkt im Anschluß an eine Geowissenschaftliche Tagung in Berlin stattfand, den beiden Wissenschaftlern Max RICHTER und Karl-Richard Mehnert die "Hans-StilleMedaiIle".
Die Verdienste W.G. Kühnes liegen vor allem im Forschungsbereich "Übergang von Reptilien zu den Säugetieren". Außerdem hat sein ausgeprägter Instinkt für eine gezielte Prospektion und für die Entdeckung neuer Fundstellen sehr zum Fortschritt der Forschungen auf diesem Gebiet bei getragen.
Bei der Nachfolge Max RICHTERs schien es geboten, den Lehrstuhl wiederum mit einem an der Geodynamik alpi discher Orogene arbeitenden Forscher zu besetzen. So erhielt Volker Jacobshagen (geb. 1931) 1969 den Ruf an die Freie Universität und trat zum Wintersemester des gleichen Jahres sein Amt als Institutsdirektor und Ordinarius an. Bis zu dieser Zeit hatte Max RICHTER selbst noch drei Semester lang nach seiner Emeritierung den vakanten Lehrstuhl vertreten.
V. Jacobshagen war mehrere Jahre im Beirat der Deutschen Geologischen Gesellschaft und von 1973 bis 1975 Vorsitzender.
5. DIE GEGENWÄRTIGE SITUATION DER FACHRICHTUNGEN GEOLOGIE, PALÄONTOLOGIE UND MINERALOGIE AN DER FREIENUND TECHNISCHEN UNIVERSITÄT
Das "Gesetz über die Hochschulen des Landes Berlin" vom 16.7.1969 hatte die Aufhebung der bisherigen Universitätsstruktur und die Einführung der sog. Gruppenuniversität zur Folge. Es brachte dadurch wesentliche organisatorische und personelle Veränderungen auch im Bereich der Geowissenschaften mit sich. Kernstück der organisatorischen Maßnahmen war die Auflösung der bisherigen Fakultäten in kleinere Fachbereiche, denen jeweils mehrere "Wissenschaftliche Einrichtungen" angehören. So wurde das bisherige Geologisch-Paläontologische Institut mit seinen drei Lehrstühlen ein Bestandteil des "Fachbereiches 24 Geowissenschaften". Aus den drei Lehrstühlen gingen drei "Wissenschaftliche Einrichtungen" hervor, die sich nun "Institut für Geologie" (WE 1), "Institut für Angewandte Geologie" (WE 2) und "Institut für Paläontologie" (WE 3) nennen. Weiter gehören zum FB 24 auch das "Institut für Geophysikalische Wissenschaften" (WE 4), das "Institut für Anthropogeographie, Angewandte Geographie und Kartographie" (WE 5), das "Institut für Physische Geographie" (WE 6) und das "Institut für Meteorologie" (WE 7). Das "Institut für Mineralogie" gliederte sich dem "Fachbereich 21 Chemie" an, dem es als WE 4 angehört.
Im personellen Bereich trat vor allem eine erhebliche Erweiterung der Hochschullehrer-Stellen ein, die großenteils durch Ernennung bisheriger Dozenten sowie Wissenschaftlicher- und Akademischer (Ober)Räte zu Professoren und bisheriger a.o. Professoren zu o. Professoren erreicht wurde. Damit sind z.Zt. in der Geologie-Paläontologie an der FUB 14 Professoren aktiv tätig, wozu noch zwei Emeriti in der Person von M. Richter (emer. 1968) und W.G. Kühne (emer. 1976) kommen. In der Mineralogie sind es derzeit drei Professoren und außerdem K.R. Mehnert als Emeritus (seit 1979).
Keywords
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- Mikrofossilien
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