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Nkwe Platinum

Um einen Einblick in den geologischen Rahmen und die Herausforderungen des PGE -Abbaus im Bushveld-Komplex zu erhalten, besuchten wir das Bohrkernlager der Nkwe Platinum Coreshed Ltd. in Steelpoort, das über die R37 und die R555 gut zu erreichen ist (Abb. 7.1.1). 

Abb. 7.1.1 : Im Bohrkernarchiv von Nkwe Platinum lagert mehr als 50000 m Kernmaterial. Das  „überflüssige“, also PGE-freie Kernmaterial der Oberen und der Hauptzone wird ebenso eingelagert wie das Material der Kritischen Zone, in der das Merensky Reef im Schnitt 200 cm, das UG2-Reef nur etwa 100 cm ausmachen.

Im Bohrkernlager erhielten wir durch zwei Mitarbeiter, Zamani Dube und Tawanda D. Manyeruke, einen ansprechenden Einblick in die Aufgaben der Firma (Abb. 7.1.2).

Abb. 7.1. 2: Zamani Dube, einer der Senior Geologists von NKWE, erklärt uns die Orientierung und den Verlauf der beiden PGE-Reefs der Kritischen Zone.

Nkwe Platinum ist eine Juniorfirma, die an der australischen Börse Australian Securities Exchange gelistet ist. Nkwe ist mit elf Mitarbeitern ein kleines Unternehmen und besitzt daher keine eigene Produktionseinheit, erbohrt und entwickelt jedoch in über 60 Bohrungen die PGE-reichen Gesteine des Merensky Reefs und des UG2 Reefs der Kritischen Zone.

Nkwe Platinum gründete sich, als 2004 der Mineral and Petroleum Resources Development Act (MPRDA) in Kraft trat, welcher die zeitnahe Exploration von gepachteten Feldern vorschrieb. Viele der größeren Explorationsfirmen hatten bis zu diesem Zeitpunkt die Explorationsrechte an Feldern gekauft, ohne diese zu nutzen, und waren nun wegen fehlender Kapazitäten oder Zeitnot gezwungen, einige ihrer Felder abzustoßen.

Nkwe Platinum ist weiterhin dem „Black Economic Empowerment“-Programm (BEE) verpflichtet. Dieses gesetzlich verankerte Programm wurde von der südafrikanischen Regierung 2001 ins Leben gerufen, um die vom Apartheid-Regime benachteiligten ethnischen Gruppen gezielt zu fördern, weiterzubilden und bevorzugt einzustellen.

 Uns wurde außerdem von Herausforderungen wie fehlenden lokalen Fachkräften, einer schwach ausgebildeten Infrastruktur und niedrigen Kapitalinvestitionen berichtet, mit denen Nkwe Platinum alltäglich zu kämpfen hat. Zusätzlich ist die geologische Exploration eine Herausforderung, denn die Reefs sind ungleichmäßig ausgeprägt und die Geologie wird nach Süden komplexer.

Die zwei größten Projekte der Firma sind das Garatau- und das Tubatse-Feld im zentralen Eastern Limb des Bushveld Komplexes, die gemeinsam eine Fläche von ca. 100 km² umfassen. Hier sind im Merensky und im UG2 Reef noch gut 70 M oz (1984 t)  Platingruppenelemente explorierbar.

Das Merensky Reef bezeichnet eine ca. 2 m mächtige Zone in den mittel- bis grobkristallinen feldspatreichen Pyroxeniten der obersten Kritischen Zone, die mit Konzentrationen zwischen 2.90 und 4.74 g/t an PGE angereichert sind (Nkwe Platinum 2012, pers. Mitteilung). Die Pyroxenite können durch ihre bis 2 cm großen poikilitischen, grünlich-braunen Augite eine „mottled“ (scheckige) oder „spotted“ (getupfte) Textur aufweisen. An Top und Basis des Merensky Reefs sind in der Regel dunkle, mm-dicke Chromitit-Lagen (Cr-„Stringer“, Abb. 7.1.3) ausgebildet, die die einfache Identifizierung des Reefs  im Kernmaterial erlauben. Der basale Chromitit-Stringer ist dabei nicht immer ausgeprägt (Abb. 7.1.4), während der Stringer am Top Richtung Süden sogar mächtiger wird.

Ähnlich verhält es sich mit dem ca. 350 m tiefer liegenden UG2 Reef, dessen nördliches Vorkommen durch ein Triplet von Chromititlagen gekennzeichnet ist, die jedoch Richtung Süden auskeilen.

Das UG2-Reef weist im Vergleich höhere PGE-Konzentrationen (zwischen 5.44 und 7.80 g/t) auf, ist jedoch mit einer Mächtigkeit von durchschnittlich unter einem Meter geringmächtiger.

Abb. 7.1.3 : Die Identifizierung der Chromititlagen, die den Beginn und das Ende der PGE-reichen Reefs kennzeichnen, gelingt den Nkwe-Mitarbeitern innerhalb von Sekunden.

Links: Hier wird uns das Merensky-Reef gezeigt, dessen Beginn unterhalb von poikilitischem, „mottled“ bzw. „spotted“ Anorthosit durch einen Chromitit-Stringer (rechte Hand) gekennzeichnet ist.

Rechts: Die Chromitit-„Leader“, ein Triplet von Chromititen, kennzeichnet den Beginn der UG2-Reefs.

 

Abb. 7.1.4 : Die Chromitit-Stringer-Stratigrafie des Merensky Reefs. Von Nord (a) nach Süd (c) verschwindet der basale Cr-Stringer, gleichzeitig dünnt das Merensky Reef von 2.2 auf 1.9 m aus. Persönliche Mitteilung der Nkwe Platinum Coreshed Ltd.

Die Zunahme von SE-NW-streichenden Störungen, subvertikalen Doleritgängen, pegmatitischen Körpern sowie den von Clarke et al. 2005 beschriebenen floor rock domes (Aufwölbungen von Metasedimentgesteinen der liegenden Pretoria Group) sind mögliche Gründe für eine Zunahme der geologischen Komplexität im Nord-Süd-Verlauf. Möglicherweise sind die Ausdünnung des Merensky Reefs sowie die Mächtigkeitsabnahme des Intervalls zwischen Merensky Reef und UG2-Layer (von ca. 360 m auf 250 m) auf Strukturen dieser Art zurückzuführen.

Der Besuch bei Nkwe Platinum vergegenwärtigte uns ein weiteres Mal die enorme Bedeutung der Mineralexploration für Südafrika, aber auch die damit verbundenen sozialen und politischen Herausforderungen. Sensibilisiert für diese Problematik, ging es für uns nun ins Gelände, um den geologischen und mineralogischen Rahmen zu erleben.